Bei einem Besuch in Schluchten, Höhlen und Klammen kannst du die Macht der Natur hautnah erleben und bekommst eine Ahnung von den Zeiträumen, in denen sie arbeitet. Tausende, manchmal gar Millionen von Jahren hat es gedauert, bis Höhlen und Schluchten die Form angenommen haben, in der wir sie heute erleben. Ganz schön beeindruckend! In diesem Artikel stellen wir dir zehn Orte in Bayern vor, an denen sich die Natur von ihrer spektakulären Seite zeigt.

Für den Besuch der hier vorgestellten Orte empfehlen wir dir festes Schuhwerk und eine Regenjacke, da du in den Schluchten und Klammen schon mal Wasser abbekommen kannst. Beachte bitte, dass in den Höhlen die Temperatur oft ganzjährig bei circa neun Grad liegt, sodass du im Sommer besser eine Jacke mitbringst.

Und falls du dich jetzt fragst, was eigentlich der Unterschied zwischen einer Schlucht und einer Klamm ist, kommt hier die Lösung: Eine Klamm ist eine besonders enge Schlucht mit senkrechten, manchmal überhängenden Felswänden.

1. Unterhalb der Zugspitze: Höllentalklamm

Bis zu 150 Meter tief ist die Schlucht, die der Hammersbach unterhalb der Zugspitze gegraben hat! Der gut 700 Meter lange Weg über Stege und Brücken und durch mehrere Tunnel ist ein wahrlich höllisches Vergnügen: Der Fluss tost bedrohlich in der Tiefe, Wasserfälle stürzen sich die Schlucht hinab und die Felswände über dir ragen schwindelerregend steil in die Höhe.

Am einfachsten erreichst du die Höllentalklammüber den Klammweg vom Hotel Haus Hammersbach aus. Für die knapp drei Kilometer solltest du circa eine Stunde Zeit einplanen. Am Eingang zur Klamm gibt es eine Hütte mit Gaststube und einem kleinen Museum, zu dem der Eintritt im Preis für die Klamm enthalten ist. Die Höllentalklamm ist von Mai bis Oktober geöffnet.

Die Höllentalklamm liegt unterhalb der Zugspitze und ist bis zu 150 Meter tief!

2. Klein, aber fein: Wimbachklamm in Berchtesgaden

Klein ist sie, die Wimbachklamm bei Ramsau in Berchtesgaden. Nur rund 200 Meter lang ist der Wanderweg, der sich durch die Klamm schlängelt. Warum du trotzdem hierherkommen solltest? Weil das Wasser an einigen Stellen nicht nur mit lautem Gebrause durch die Klamm fliest, sondern auch als Wasserfälle von den steilen Wänden stürzt! So hast du das Gefühl, direkt neben einem Wasserfall zu wandern.

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Über Brücken und Stege geht es durch die enge Felsenschlucht, die im Hochtal zwischen Watzmann und Hochkalter liegt. Während deines Spaziergangs spürst du die Gischt auf der Haut und die Macht des Wassers, das hier über Jahrtausende die Landschaft geformt hat.

In der Wimbachklamm bei Ramsau gehst du auf Stegen und Brücken direkt an Wasserfällen vorbei.

Tickets für die Klamm gibt es an einem Automaten circa 300 Meter vor dem Eingang zur Klamm. Den Besuch kannst du mit verschiedenen Wanderungen verbinden, zum Beispiel zur Wimbachgrieshütte. Achtung: Die Wimbachklamm ist nur in den Sommermonaten geöffnet.

3. Mit Heilwirkung: Teufelshöhle bei Bayreuth

Eine mächtige Pforte bildet den Eingang zur Teufelshöhle in der Fränkischen Schweiz. Sie ist die Verbindung zwischen Ober- und Unterwelt, und wer sich durch diese Pforte wagt, taucht ein in eine faszinierende Welt aus Tropfsteinen. Es wird vermutet, dass die größten Tropfsteine, wie der „Riese Goliath“, mehr als 300.000 Jahre alt sind.

Nicht ganz so alt sind die Überreste von Höhlenbären, die in der Teufelshöhle gefunden wurden: Die Tiere haben wohl vor rund 30.000 Jahre hier gelebt. Ein Höhlenbär-Skelett kannst du bei den Höhlenführungen sehen. Und die Teufelshöhle hat noch eine Besonderheit: Die feuchtkalte Luft der Karsthöhle hat eine heilende Wirkung bei Atemwegserkrankungen und Allergien.

Deshalb gibt es in einem Seitenstollen ein Therapiezentrum. Die Höhle ist von Januar bis November geöffnet und kann im Rahmen einer 45-minütigen Führung besichtigt werden.

Die größten Tropfsteine in der Teufelshöhle sind vermutlich mehr als 300.000 Jahre alt!

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4. Uralt: Großes Schulerloch im Altmühltal

Sage und schreibe 1,5 Millionen Jahre alt ist die Karsthöhle Großes Schulerloch im Altmühltal. Während der Steinzeit haben hier Neandertaler gelebt. Heute können Besucherinnen und Besucher die Höhle im Rahmen einer Führung besichtigen. Und zu sehen gibt es vieles: zum Beispiel die Tropfsteine, die an die Türme einer Burg erinnern, und das weltweit einmalige „Wasserbecken“.

Dabei handelt es sich um einen Becherstalagmit, in den regelmäßig Wasser tropft. Da das Wasser kalkhaltig ist, wird der Stalagmit immer höher. Neben Höhlenführungen werden auch Konzerte angeboten, bei denen du die besondere Akustik der Höhle erlebst.

In der Tropfsteinhöhle Schulerloch kannst du bei Konzerten die außergewöhnliche Akustik erleben.

Du magst es lieber leiser? Dann genieße die Stille der Höhle bei einer der meditativen Führungen zu den Kraftorten des Schulerlochs. Die Tropfsteinhöhle ist von April bis November geöffnet.

5. Rekordverdächtig: Breitachklamm im Allgäu

Die Breitachklamm ist die vielleicht spektakulärste Klamm Bayerns. Mit zweieinhalb Kilometern Länge und 150 Metern Tiefe ist sie die tiefste Schlucht in Mitteleuropa. Zudem sind die überhängenden Felswände bis zu 100 Meter hoch! Mit voller Kraft stürzt sich hier die Breitach in die Tiefe, und es gehörte schon einiges an Mut dazu, den Wanderweg durch die Klamm anzulegen.

Doch einige abenteuerlustige Tiefenbacher haben genau das im Jahr 1904 gewagt. Heute ist die Breitachklamm das ganze Jahr über geöffnet und der Besuch lohnt sich sowohl im Sommer als auch im Winter.

Die Breitachklamm ist die tiefste Schlucht in Mitteleuropa.

Warum? In der warmen Jahreszeit glitzert die Klamm im Sonnenlicht, im Winter verwandelt sie sich in eine außergewöhnliche Landschaft aus Eisvorhängen und Schneeskulpturen. Praktisch: In der Umgebung der Klamm gibt es zahlreiche Wanderwege, auf denen du das Allgäu oder das Kleinwalsertal erkunden kannst.

6. Herrschaftlich: König-Otto-Tropfsteinhöhle in der Oberpfalz

Was waren eigentlich noch mal Stalaktiten, Stalagmiten und Stalagnaten? Die König-Otto-Tropfsteinhöhle ist perfekt, um diesem Geheimnis auf die Spur zu kommen. Hier wimmelt es nämlich nur so vor imposanten Tropfsteinen, die von der Decke nach unten wachsen (Stalaktiten), und solchen, die vom Boden emporwachsen (Stalagmiten).

Und manchmal wachsen die beiden Arten zusammen und bilden sogenannte Stalagnaten, von denen es in der König-Otto-Tropfsteinhöhle mehrere beeindruckende Exemplare gibt. Aber genug mit der Höhlenkunde! Benannt wurde die Höhle übrigens nach König Otto von Bayern, an dessen Namenstag sie 1895 entdeckt wurde. Die Tropfsteinhöhle liegt bei Neumarkt in der Oberpfalz und ist von Anfang April bis Ende Oktober geöffnet.

In der König-Otto-Tropfsteinhöhle in der Oberpfalz gibt es faszinierende zusammengewachsene Tropfsteine.

7. Wo früher getriftet wurde: Weißbachschlucht in Berchtesgaden

Und noch einmal Berchtesgaden, dieses Mal jedoch Richtung Weißbach und Schneizlreuth: Zwischen diesen Orten liegt nämlich die Weißbachschlucht. Dank der knapp 1600 Meter hohen Felswände des Ristfeuchthorns, die sich im Westen erheben, wirkt die Schlucht besonders tief.

Der Pfad durch die Weißbachschlucht führt abwechselnd an beiden Ufern entlang. Informationstafeln am Wegesrand erklären, wie bis ins 20. Jahrhundert das tosende Wasser des Weißbachs genutzt wurde, um riesige Holzstämme zu triften. Eine lebensgefährliche Aufgabe! Im Zuge der Trift-Arbeiten entstand übrigens auch der erste Weg durch die Schlucht.

In der Weißbachschlucht in Berchtesgaden wurde früher Holz getriftet.

Der Einstieg zur Schlucht befindet sich am Mauthäusl. Tipp: Hinter dem Mauthäusl liegt die letzte Märbelmühle Deutschlands, die Untersberger Mühle. Mithilfe der Kraft des Wassers werden in der Mühle aus Holz Marmorsteine zu wunderschönen Kugeln geschliffen.

8. Für Familien: Buchberger Leite im Bayerischen Wald

Smaragdgrün, Türkisgrün, Maigrün: Bei einer Wanderung durch die Buchberger Leite im Bayerischen Wald erlebst du die Farbe Grün in all ihren Schattierungen. Ein acht Kilometer langer Erlebnisweg führt durch die Schluchtlandschaft, vorbei an moosbewachsenen Steinformationen und farnreichen Felsspalten und über eine beeindruckende Hängebrücke.

Die Wildbachschlucht wurde übrigens mit dem Gütesiegel „Bayerns schönste Geotope“ ausgezeichnet. Auf Informationstafeln sind die geografischen Besonderheiten der Region beschrieben, und du erfährst von ihnen auch mehr über die Ritter der Puchberger, die hier im Mittelalter lebten. Eine Wanderung durch die Schlucht ist also auch für Kinder spannend!

Der Erlebnisweg beginnt wahlweise in Freyung oder Ringelai. Ein Wanderbus (Linie 101) bringt dich wieder zurück zum Ausgangspunkt. Für die Wanderung solltest du circa drei Stunden Zeit einplanen.

Die Buchberger Leite im Bayerischen Wald ist eines der schönsten Geotope Bayerns.

9. Wild und laut: Partnachklamm bei Garmisch-Partenkirchen

Wild, wilder, Partnachklamm! Wenn du auf der Suche nach reißenden Stromschnellen, donnernden Wasserfällen und brausenden Strudeln (sogenannte Gumpen) bist, solltest du unbedingt einen Abstecher zur Partnachklamm bei Garmisch-Partenkirchen machen.

Die Klamm liegt in einem Hochtal unterhalb der Zugspitze und hier kann es gut und gern schon mal bis zu 100 Dezibel laut werden – das entspricht ungefähr der Lautstärke in der Disco! Und die Partnachklamm hat noch mehr beeindruckende Facts zu bieten: Sie ist circa 700 Meter lang, 80 Meter tief und mehr als 10.000 Jahre alt!

Spektakulär ist auch der Weg durch die Klamm, denn er führt durch neun Tunnel und über die 70 Meter hohe „Eiserne Brücke“. Die Partnachklamm ist ganzjährig geöffnet und von hier aus kannst du zu weiteren Wanderungen aufbrechen, zum Beispiel ins Reintal oder auf die Zugspitze.

Die Partnachklamm bei Garmisch-Partenkirchen ist über 10.000 Jahre alt.

10. Farbenfrohe Tropfsteine: Sophienhöhle im Ahorntal

Ganz in der Nähe der Burg Rabenstein südwestlich von Bayreuth befindet sich ein wahres Kunstwerk der Natur: die Sophienhöhle. Das Besondere: Die Tropfsteine erscheinen je nach Zusammensetzung der Tropfen in warmen Ocker-, Rot- und Brauntönen. Die Höhle wurde zum ersten Mal 1490 urkundlich erwähnt, doch prähistorische Keramik-Funde belegen, dass sie schon viele Tausend Jahre zuvor von Menschen benutzt wurde.

Die Sinterfahnen in der Sophienhöhle sind bis zu fünf Meter lang.

Die Sophienhöhle ist ganzjährig geöffnet und kann tagsüber im Rahmen einer Führung besichtigt werden. Im Rahmen des Programms „Sophie at Night“ kannst du die Höhle an bestimmten Abenden sogar auf eigene Faust erkunden. Lichtinszenierungen und stimmungsvolle Musik machen den abendlichen Besuch zu einem ganz besonderen Erlebnis.