Start-up will nachhaltiges Reisen aus der Öko-Ecke holen
Das Thema Nachhaltigkeit beschäftigt die Reisebranche enorm. Ein neues Start-up rollt das Thema neu auf und bietet grüne Reisen aus einer Hand. Wir haben mit den Köpfen von Faircations gesprochen.
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Es war beim Müsliessen, als Sonja Karl sich fragte, wieso es eigentlich so schwer ist, Reisen in Bio-Qualität zu buchen, wenn es doch bei anderen Dingen wie Lebensmitteln so einfach ist. Das war die Geburtsstunde der Idee zum Start-up Faircations. Denn das Thema ließ Sonja Karl nicht mehr los – und sie nutzte ihre Elternzeit, um Gleichgesinnte zu finden.
Der Anspruch: nachhaltiges Reisen aus einer Hand ermöglichen. Es sollte keine Weiterleitung zu anderen Portalen geben, sondern die Möglichkeit, sich ein individuelles Pauschalpaket zusammmenzustellen, bei dem die Aspekte der Ökologie und Nachhaltigkeit bestmöglich berücksichtigt werden.
Was macht Faircations anders?
Und das ist es auch, was Faircations neu mache, sagt Gründerin Karl. „Wir sind das erste Reiseportal für nachhaltige Pauschal- und Individualreisen. Bei uns gibt es den normalen Badeurlaub ebenso wie das Stadthotel oder die Rundreise.“
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Das Start-up arbeite unter ökologischen Aspekten. Ein Sustainability Board, bestehend aus drei Tourismusexperten, ist als weitere Kontrollinstanz eingesetzt, sagt Sonja Karl.
Stefan Seibel und Sonja Karl: Die beiden haben das Start-up Faircations gegründet.
CO2-Kompensation ist nicht genug
Zu der nachhaltigen Strategie gehöre auch, dass Direktverbindungen statt Gabelflüge angeboten werden und Fernreisen erst ab einer Aufenthaltsdauer von mindestens zwei Wochen buchbar sind. Außerdem muss bei „Faircations“ jeder Flug zumindest teilweise kompensiert werden.
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Dabei gibt das Portal den tatsächlichen Kompensationspreis an, der von den Buchenden noch verändert werden kann. Für einen Flug von Deutschland nach Asien würden beispielsweise um die 160 Euro CO2-Kompensation veranschlagt werden. Dieser kann bis zu einem Mindestbetrag von 20 Euro nach unten korrigiert werden.
„Dann ist tatsächlich nur ein Teil des Fluges kompensiert, es ist eine freiwillige Spende. Wir möchten unsere Kunden und Kundinnen nicht zur kompletten Kompensation ‚zwingen‘, da das Thema Kompensation auch bei nachhaltig orientierten Reisenden oft kritisch gesehen wird“, argumentiert Karl.
Fast alle angebotenen Hotels des Portals sind außerdem mit einem Nachhaltigkeitszertifikat ausgezeichnet – dafür erfüllen weltweit nur 5 Prozent die Bedingungen. Weiteres K.-o.-Kriterium: Länder und Airlines, welche die Kriterien nachhaltig und fair nicht erfüllen, werden bei „Faircations“ nicht aufgenommen. So sucht man undemokratische Länder oder Dumping-Airlines wie Ryanair bei Faircations vergeblich.
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Zum exklusiven GutscheinSoziale Verantwortung: Ein Prozent wird gespendet
Mit Sozial- und Umweltprojekten möchte das Start-up das Thema Reisen und Verantwortung verknüpfen. In der Umsetzung bedeutet das: Ein Prozent des Umsatzes von jeder Reise wird für Projekte gespendet, die okölogisch, sozial oder ökonomisch relevant sind. Bei der Wahl der Projekte war es dem Team wichtig, dass der Effekt durch die Spenden sichtbar ist und ein persönlicher Kontakt zu den Projekten besteht. Jeder und jede Reisende kann entweder selbst entscheiden, welches der Projekte er oder sie unterstützen möchte – oder Faircations die Entscheidung überlassen.
Zum Start hat das Reiseportal drei gelistete Projekte: „Viva con Agua“, die für den Zugang zu sauberem Trinkwasser stehen; die „La Tigra Rainforestschool“, die sich in Costa Rica für den Regenwald einsetzt; und „Dragonfly Cambodia“, ein Projekt, das Kinder und Jugendliche in Kambodscha fördert.
Im Ausbildungsrestaurant Haven in Kambodscha bekommen benachteiligte Jugendliche eine Chance.
Als ehemalige Leiterin des Fern- und Luxusreisen-Segments bei Thomas Cook ist Sonja Karl eine Insiderin der Reisebranche. Auch ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter sind Tourismusprofis. Bei Faircations wollen sie einige Fehler vermeiden.
So können Buchende beispielsweise sicher sein, dass ihr Hotel fair und pünktlich bezahlt wird. Das bedeutet: Spätestens bei Anreise der Gäste bekommt das Hotel sein Geld. Damit ist das Portal eine Seltenheit, sagt Karl, denn es gehöre zur gängigen Praxis, Hotels erst Wochen nach der Reise zu bezahlen, um den eigenen Cashflow zu optimieren.
Auch auf künstliche Verknappung wird verzichtet. Heißt: Mit Aussagen wie „Soundso viele Personen sehen sich das Hotel gerade an“ oder dem Vorgaukeln eines auslaufenden Angebots arbeite die Seite nicht. Ebenso wenig mit gekauften Empfehlungen, bei denen Hoteliers für die Top-Position ihres Hotels bezahlen.
Auf der Insel Zypern bietet Faircations momentan drei nachhaltige Ziele an.
„Faircations“ richtet sich an Urlaubsuchende bis Mitte 50 und möchte dem Thema Nachhaltigkeit beim Reisen den Ernst nehmen. „Wir möchten keinen erhobenen Zeigefinger zeigen oder Verzicht predigen, sondern ein breites Publikum ansprechen“, sagt Karl. Nicht die Nische soll Richtung Masse, sondern die Masse Richtung Nische bewegt werden.
„Nachhaltig Reisende, die sich schon seit Langem mit dem Thema beschäftigen, werden bei uns vielleicht gar nicht glücklich und haben ihre Reisenische bereits gefunden – was gut ist“, ergänzt Sonja Karl in Hinblick auf die angebotenen Flugreisen bei Faircations.
Flug- und Fernreisen mit Nachhaltigkeitscharakter einer breiten Zielgruppe zugänglich zu machen, das ist das Ziel. Ihr Traum ist es, dass nachhaltiges Reisen ganz natürlich wird und alle Anbieter irgendwann nur noch Angebote unter diesen Aspekten anbieten.