In den Genuss von Sonnenstrahlen kommen die Götter im Tempel von Abu Simbel nur zweimal im Jahr. Am 22. Februar und am 22. Oktober scheint die Sonne den Statuen von Reichsgott Amun-Re, Ramses und Sonnengott Re-Harachte in dem Felsentempel direkt ins Gesicht. Nur ihr steinerner Kollege Phta, der Gott der Finsternis, bleibt an diesen Tagen im Dunkeln.

Das „Sonnenwunder von Abu Simbel“ im Süden Äqyptens ist ein echtes Naturspektakel. An zwei Tagen im Jahr steht die ägyptische Sonne so, dass sie durch den Tempeleingang 60 Meter tief in die Anlage strahlt und die Götterstatuen vollständig erleuchtet. 

Das Spektakel zieht Tausende Touristen auf der Suche nach Erleuchtung an.

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Der Tempel von Abu Simbel drohte zu versinken

Gebaut wurde die Anlage im 13. Jahrhunderr vor Christus zu Ehren von Pharao Ramses II. Zwei Tempel wurden damals in die Bergwände von Abu Simbel gemeißelt. Auch die vier Götterfiguren wurden direkt aus dem Stein gehauen. 

Anfang der 60er-Jahre drohte die Tempelanlage dann in den Wassermassen des Nasser-Stausee zu versinken. Der Grund: Überschwemmungen in Äthiopien, die den Nilspiegel ansteigen ließen. Der Tempel musste umziehen.

In den 60er-Jahren musste der Tempel umziehen, weg vom Ufer des Nasser-See.

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Die Unesco zerlegte mithilfe internationaler Baufirmen die massiven Bauwerke in 7700 riesige Steinblöcke. Sie wurden an einer höher gelegenen Stelle wieder zu der ursprünglichen Tempelanlage zusammengefügt.

Tausende Touristen auf der Suche nach Erleuchtung

Das Zeitfenster für einen Besuch im erleuchteten Tempel ist klein, der Besucherandrang groß. Jedes Jahr strömen Tausende Touristen in den Tempel, um das Naturschauspiel zu verfolgen. Auf der Suche nach dem besten Foto-Spot kann es da schon mal eng werden.

Wenn du das Sonnenwunder im Tempel erleben möchtest, musst du dir deinen Wecker früh stellen. Gegen 5.45 Uhr erreichen die Sonnenstrahlen das Innere des Tempels. Etwa 20 Minuten lang kannst du dann das Spektakel bewundern, bevor die Sonne zu hoch gestiegen ist. Begleitet wird das Sonnenwunder übrigens vom Sonnenfest, einem großen Festival.

Das Sonnenwunder wird begleitet von einem großen Festival.

Was steckt hinter den Daten?

Warum wurde der Tempel so gebaut, dass die Sonne ausgerechnet am 22. Februar und Oktober hineinscheint? „Einige Ägyptologen dachten lange, die Daten seien vielleicht der Geburtstag und der Krönungstag von Ramses“, sagt der Direktor der Antiken Stätten Abu Simbel, Abdelmonem Said, im Interview mit der „Tagesschau“.

Inzwischen habe sich die Einschätzung verändert. „Sie glauben, die Daten markieren den Beginn der Landwirtschaftssaison und den Beginn der Weizen- und Maisernte.“