Katar: Perle am Persischen Golf
Katar steht immer wieder wegen Menschenrechtsverletzungen im Zusammenhang mit der diesjährigen Fußball-Weltmeisterschaft in der Kritik. Mit einem kulturellen Programm und Luxushotels will der Wüstenstaat trotzdem mehr Reisende locken.
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Sein Geschäft ist klein und fast unscheinbar auf dem großen, von Menschen überfluteten Souk Waqif – einem malerischen Basar in Doha, der Hauptstadt von Katar. Aber der Inhaber ist eine Berühmtheit in dem Wüstenstaat am Persischen Golf: Saad Ismail Al Jassim war Perlentaucher. Früher.
Heute bezeugen nur noch Fotos in seinem Laden seine oft gefährliche, berufliche Vergangenheit. Umrahmt von zahlreichen Perlenketten, die hier zum Verkauf stehen. „Ich komme jeden Tag gern in meinen Laden“, sagt der mehr als 80-Jährige, der so wirkt, als ob er noch nie in seinem Leben unfreundlich war. Und wenn er über seine Vergangenheit spricht, lauschen die Zuhörerinnen und Zuhörer der leisen Stimme andächtig.
Perlentauchen hat Wüstenstaat reich gemacht
Saad Ismail Al Jassim hat jahrelang den Knochenjob betrieben, der Katar im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts reich gemacht hat: das Tauchen nach Perlen. Eine professionelle Schwimmausrüstung gab es dafür nicht. Sich an den Klippen ins Meer zu stürzen war lebensgefährlich. Viele Perlentaucher wurden von der Strömung mitgerissen oder gegen die Felsen geschleudert, unter oder an denen die kostbaren Schätze zu finden waren. Al Jassim hat es überlebt.
Der einstige Perlentaucher Saad Ismail Al Jassim verkauft heute Perlen in seinem kleinen Geschäft im Souk Waqif.
Heute spielen Perlen nur noch eine symbolische Rolle in Katar. Das Land hat seinen Reichtum – der Wüstenstaat gehört zu den zehn reichsten Ländern der Welt – erst durch die Ölförderung gesteigert, dann durch Erdgas. Unter dem Meeresgrund liegt das größte Vorkommen der Welt. Das Geld wird in die Zukunft investiert. Katar floriert, zahlreiche neue Hotels werden aus dem Boden gestampft, ganze Stadtteile entstehen neu.
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Katar steht immer wieder in der Kritik
Sicher auch wegen der Fußball-Weltmeisterschaft, die am Ende des Jahres in dem Land stattfindet und die erste Winter-WM seit Austragung des Turniers ist. Grund ist die extreme Sommerhitze von mehr als 50 Grad Celsius. Wenn die WM im November beginnt, steigen in Katar die Temperaturen nur selten auf mehr als 30 Grad. Allerdings: Die Umstände, unter denen die Arenen und Wohnkomplexe am Golf entstehen, sind seit der umstrittenen Vergabe des Turniers im Jahre 2010 ein Thema, das immer wieder für viel Kritik sorgt.
Im vergangenen Sommer bezog sich die Menschenrechtsorganisation Amnesty International in einem Bericht auf offizielle Zahlen, die besagen, dass zwischen 2010 und 2019 15.021 Gastarbeiterinnen und -arbeiter in Katar verstorben sind. Aus diesen Angaben geht aber nicht hervor, wie viele von ihnen im Zusammenhang mit der Vorbereitung auf die WM gestorben sind. Zahlen aus dem Land besagen, dass es seit 2015 35 Menschen gewesen sein sollen. Der englische „Guardian“ berichtet dagegen von 6.500 Fällen seit der WM-Vergabe. Dazu wird den Gastarbeiterinnen und -arbeitern ein spärlicher Lohn von 250 bis 300 Euro pro Monat gezahlt. Die WM und ihre fragwürdigen Umstände werden auch in diesem Jahr immer wieder ein Thema sein, und das wird sich, je näher das Turnier rückt, umso mehr verstärken.
Luxus, Kultur, Traditionen und Geschichte sollen Reisende locken
Der Wüstenstaat versucht dagegenzuhalten – mit extravagantem Luxus gepaart mit Kultur, Tradition und Geschichte. Letzteres wird bei einem Besuch des Nationalmuseums von Katar in Doha deutlich. Das Gebäude ist ein architektonisches Meisterwerk des Franzosen Jean Nouvel, das im März 2019 eröffnet wurde und fast eine halbe Milliarde US-Dollar gekostet hat.
Das Nationalmuseum beeindruckt optisch mit einer scheibenartigen Architektur.
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Die Besonderheit: die scheibenartige Fassade, die einer Wüstenrose nachempfunden wurde. Sie entsteht durch das Zusammenspiel von Wind, Gischt und Sand. Im Inneren wird anhand von Ausstellungen als auch mithilfe aufwendiger Videosequenzen die Geschichte des Landes von einem einfachen Beduinenvolk zu einem der reichsten Länder der Welt nacherzählt.
Der Wandel zu einer finanzstarken Handelsmetropole hat auch demografische Folgen. „In Katar leben rund 300.000 Kataris“, sagt Berthold Trenkel. Bei einer Gesamtzahl von rund 2,7 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern ein sehr kleiner Anteil. Deshalb weiß Trenkel, dass es wichtig ist, das Erbe der ersten Einwohnerinnen und Einwohner zu bewahren. Der Deutsche ist Chief Operating Officer von Qatar Tourism. Er hat den Auftrag, den Tourismussektor in dem Land am Persischen Golf allmählich auszubauen.
Tourismus soll einer der Top-Wirtschaftszweige werden
Um die Anzahl der Touristinnen und Touristen bis 2030 auf etwa sechs Millionen zu verdreifachen, wurde ein neues Konzept erarbeitet. Ziel der Kampagne ist es, vor allem Reisende anzulocken, die nicht aus den Golfstaaten kommen. „Das ist ein Riesenprojekt. Nach Öl und Gas wird der Tourismus in die Top drei der wichtigsten Wirtschaftszweige des Landes aufrücken“, sagt Trenkel. „Es gibt noch sehr viel zu tun. Die Menschen müssen erfahren, dass Katar abseits von den spannenden Sportereignissen, die wir ausrichten, viele unentdeckte Schätze zu bieten hat – Kultur wird eine große Rolle spielen“, erklärt er.
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Zum exklusiven GutscheinKatara Cultural Village ist einer der neuen Schätze
Außer dem Nationalmuseum zählt zu diesen Schätzen das Katara Cultural Village. Hier gibt es beispielsweise eine Moschee mit einer Fliesenfassade, ein Freiluftamphitheater sowie diverse Kunstgalerien. Die Lage der Kulturmeile könnte dabei nicht besser sein: Es ist vom Strand umgeben, dazu hat man einen tollen Blick auf die atemberaubende Skyline von West Bay mit seinen zahlreichen Hochhäusern. Auch der Souk Waqif hat seinen eigenen Charme mit den engen Gassen und Säcken voller Gewürze. Auf dem Gelände gibt es übrigens auch ein Krankenhaus – für Falken.
Nicht weit vom Souk Waqif in Doha entfernt befindet sich ein Geschäft, in dem Falken erhältlich sind.
Der Greifvogel spielt in dem Land eine historisch gewachsene Rolle. Früher wurden die Tiere zur Jagd eingesetzt, heute ist der Falke der Nationalvogel des Landes. Ein Erwerb kann mehrere Tausend Dollar kosten. Die Scheichs dürfen die Tiere sogar mit ins Flugzeug nehmen.
Egal, ob Katara Cultural Village oder Souk Waqif, beide Attraktionen locken viele Besucherinnen und Besucher an, deshalb kann es bei der Suche nach den Parkplätzen schon ein leichtes Gedrängel geben. Jeder Katari hat im Schnitt vier Autos – und oft wirkt es so, als ob jedes Familienmitglied auch gerade eines dieser Fahrzeuge benutzt. Kein Wunder: Der Liter Benzin kostet 50 Cent.
Wüstensafari ist ein Muss
An den Wochenenden lassen sich übrigens zahlreiche Autokarawanen in Richtung Wüste beobachten. Die Kataris sind begeisterte Camper. Rund eine Stunde dauert die Fahrt bis dahin, wo nichts außer der Wüstensand um einen herum ist. Statt in ihren luxuriösen Häusern, genießen die Einheimischen ihre Freizeit dann in teilweise überdimensionalen Campingmobilen. Was nie dabei fehlen darf: Quads, mit denen die Familienmitglieder unter lautem Gejohle durch die Dünen heizen.
Bei einem Besuch in Katar sollten Reisende auch eine actionreiche Wüstensafari einplanen.
Das können auch Touristinnen und Touristen. Eine Wüstensafari ist ein absolutes Highlight. Fast senkrecht geht es die steilen Dünen in den Geländewagen herunter – es ist aber bei Weitem nicht so gefährlich, wie es aussieht. Wer allerdings Achterbahnfahren im Freizeitpark schon nicht verträgt, sollte den Fahrer um eine möglichst sanfte Tour bitten. Traumhaft ist der Abschluss auf einer Düne mit Blick auf den Sonnenuntergang.
Das Nachtleben im umtriebigen Doha hat sich – wie überall auf der Welt – durch die Corona-Pandemie verändert. Das Angebot ist heruntergefahren, obwohl das Land gut durch die Krise mit dem Virus kommt. Rund 90 Prozent der Bevölkerung sind doppelt geimpft. Ein Cocktail lässt sich aber immer in den luxuriösen Hotelbars genießen – im Idealfall mit einem schönen Blick auf die Perle am Persischen Golf.
Tipps für deine Reise nach Katar
Aktuelle Situation: Das Auswärtige Amt warnt aktuell vor nicht notwendigen, touristischen Reisen nach Katar. Das Land ist als Hochrisikogebiet eingestuft. Reisende aus Deutschland müssen einen negativen PCR-Test vorlegen. Geimpfte müssen nach der Einreise eine zweitägige Hotelquarantäne absolvieren, bis ein weiterer negativer PCR-Test vorliegt. Ungeimpfte müssen sieben Tage lang in Quarantäne.
Anreise: Direktflüge nach Doha gibt es zum Beispiel ab Frankfurt am Main oder Berlin mit Qatar Airways. Der Hamad International Airport befindet sich etwa 15 Minuten Fahrt vom Stadtzentrum entfernt.
Beste Reisezeit: In Katar herrscht subtropisches Klima. Regen fällt so gut wie gar nicht. Die beste Reisezeit ist von Oktober bis April. Die Durchschnittstemperaturen liegen zwischen 17 und 36 Grad Celsius. In den Sommermonaten steigt das Thermometer auf mehr als 40 Grad. Die Wassertemperatur liegt durchschnittlich bei 26 Grad.
Attraktionen:Katarisches Nationalmuseum: Museum Park Street, Doha. Geöffnet: samstags bis donnerstags 9 bis 19 Uhr, freitags 13.30 bis 19 Uhr. Tickets für Erwachsene kosten etwa 12 Euro, für Studenten 6 Euro. Für Kinder bis 16 Jahren ist der Eintritt frei.
Souk Waqif: Ali Bin Abdullah Street, Doha. Ausgehviertel und traditioneller Markt für Kunsthandwerk, Gewürze, Perlen und Schmuck. Geöffnet: samstags bis donnerstags 8 bis 12.30 Uhr und 15 bis mindestens 22 Uhr, freitags nur abends.
Die Reise wurde unterstützt von Qatar Tourism. Über Auswahl und Ausrichtung der Inhalte entscheidet allein die Redaktion.