Diese Seen sind traumhaft – doch das Baden ist verboten
Idyllisch gelegen, doch baden nicht erlaubt: Das trifft manchmal auf die schönsten Gewässer zu. Die Gründe dafür können verschieden sein. Der reisereporter sagt dir, welche Seen für dich tabu sind.
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Was für ein Fotomotiv! Das glasklare Wasser schimmert hellblau, kleine Wellen spülen an den einladenden Strand – da möchte man am liebsten sofort hineinspringen … Doch stopp! Nicht überall ist der Sprung ins Wasser erlaubt. Die Gründe dafür sind verschieden.
Rangimairewhenua / Blue Lake – ein Heiligtum
Tabu ist zum Beispiel das Schwimmen im Blue Lake auf der Südinsel von Neuseeland, der zu den klarsten Seen der Welt gehört. Unter Wasser soll die Sicht bis zu 80 Meter betragen – das entspricht einer Klarheit von destilliertem Wasser.
Grund für die bemerkenswerte Klarheit: Das Wasser des Blue Lake im Nelson Lakes National Park wird aus dem höher gelegenen Lake Constance unterirdisch eingeleitet – der Weg führt durch unzählige Gesteinsschichten, die sämtliche Sedimente herausfiltern.
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Doch auch, wenn der See zum Planschen, Tauchen und Schnorcheln einlädt, ist das Baden dort strengstens verboten. Denn der See ist ein Heiligtum der Maori. Das indigene Volk Neuseelands nennt ihn Rangimairewhenua, was so viel bedeutet wie „See der friedvollen Lande“. Für die Maori ist der Blue Lake also ein Tor zum Jenseits. Ein Heiligtum!
Schützenswert: Der Feldsee
„Baden verboten!“ steht auf den Schildern am Feldsee, der östlich von Freiburg im Breisgau liegt. Der Karsee ist durch einen Gletscher in der Eiszeit entstanden. Ein Kar ist eine Art Mulde, die die Gletscher in der Eiszeit in das Gestein gerieben haben. Das kann man noch heute sehen: Denn an drei Seiten ist der fast kreisrunde Feldsee von steilen Felswänden umgeben.
Das glasklare Wasser ist verlockend – doch baden darf man im Feldsee nicht. Denn hier fühlt sich ein seltenes Gewächs wohl: das Stachelsporige Brachsenkraut. Diese Unterwasserpflanze, die optisch an Schnittlauch erinnert, gilt als eine schützenswerte Seltenheit.
Der Feldsee ist ein Karsee, der durch einen Gletscher in der Eiszeit entstanden ist.
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Unterirdische Höhlen im Blautopf
Badeverbot gilt auch im Blautopf. Der kleine See in der Stadt Blaubeuren in der Nähe von Ulm gilt als die zweitwasserreichste Karstquelle Deutschlands. Hier entspringt die Blau, die nach rund 22 Kilometern im Ulmer Stadtgebiet der Donau zufließt.
Im Untergrund des Blautopfs verbirgt sich die Blauhöhle und damit ein riesiges unterirdisches Höhlensystem. Doch bekannt ist das Gewässer für die – je nach Lichteinfall mehr oder weniger intensive – blaue Farbe. Sie entsteht durch einen physikalischen Effekt der Lichtstreuung. Aufgrund der Klarheit des Wassers und seines hohen Kalkgehaltes wird das Licht millionenfach an kleinsten Kalkpartikeln gestreut, das lässt die Quelle leuchtend blau erscheinen.
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Zum exklusiven GutscheinZum Schutz des Blautopfs ist das Baden hier verboten. Sehenswert ist das Naturwunder natürlich trotzdem. Zumal sich ein Besuch von Blaubeuren immer lohnt. Schwäbische Gemütlichkeit in einer Altstadt, die bis heute das makellose Antlitz des 15., 16. Jahrhunderts trägt.
Im Untergrund des Blautopfs verbirgt sich ein riesiges unterirdisches Höhlensystem.
Harpur Hill Quarry mit Altlasten
Auch die „Blue Lagoon“ im Harpur Hill Quarry in der Nähe von Buxton (Derbyshire, England) ist ein farbintensives Erlebnis. Der See auf dem Gebiet des Harpur-Hill-Kalkbruchs leuchtet in einem Türkisblau, das sofort an die Karibik denken lässt. Auch hier liegt das am Kalkgehalt.
Nicht ganz so romantisch klingt die Geschichte: Harpur Hill Quarry ist ein stillgelegter Kalksteinbruch. Er wurde von der Royal Air Force während des Zweiten Weltkriegs als Lager für chemische Waffen genutzt, das größte derartige Lager im Vereinigten Königreich.
Sein Wasser hat immer noch einen sehr hohen pH-Wert. Das heißt: Es ist sehr alkalisch, da ätzende Chemikalien aus den Abfällen der Kalkverbrennung ausgelaugt werden. Zahlreiche Schilder warnen Badefreudige vor den gesundheitlichen Risiken. Der örtliche High Peak Borough Council färbte das Wasser in den Jahren 2013, 2016 und 2020 schwarz, um Schwimmerinnen und Schwimmer und auch Influencerinnen und Influencer abzuschrecken.
Deponie am Silbersee
Auch in Deutschland gibt es einen See, in dem das Baden aus gesundheitlichen Gründen strengstens verboten ist. Dabei liegt das Gewässer so idyllisch in der Landschaft: Enten lassen sich ins Wasser gleiten, Vögel landen im Sand …
Doch dieser Eindruck trügt: An den Ufern des Silbersees am Rande des Reichsparteitagsgeländes in Nürnberg wurde in den Nachkriegsjahren giftiger Abfall deponiert. Von dieser Deponie, dem heutigen Silberbuck, strömt noch immer Grundwasser in den See. Dieses Wasser wäscht aus dem abgelagerten Schutt Gips aus. Dabei entsteht Schwefelwasserstoff – und das macht das Gewässer hochgefährlich.
Altlasten am Silbersee: An seinen Ufern wurde in den Nachkriegsjahren giftiger Abfall deponiert.
Der Schein trügt also: Auch wenn das Wasser verlockend glitzert, kann das Baden im Silbersee lebensgefährlich sein.