Azoren: São Miguel ist ein grünes Paradies
Wandern und Whalewatching ist auf den Azoren beliebt. São Miguel ist dafür genau der richtige Ort. Doch die größte Insel des Archipels im Atlantik bietet noch viel mehr – von Thermalquellen bis zu Teeplantagen.
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Der weiße Dampf ist schon von Weitem zu sehen. In dichten Schwaden steigt er aus der Erde bis über einen halben Meter Höhe auf, bevor er sich dann nach und nach immer weiter in der Luft verteilt und schließlich auflöst. Was bleibt, ist der stechende Geruch.
Kein Wunder, denn schließlich handelt es sich hier an der Nordseite des Lagoa das Furnas im Südosten der Azoreninsel São Miguel um Erdlöcher, aus denen vulkanischer Dampf austritt, und um Schwefelquellen. Wer näher kommt, sieht auch, dass es am Ufer des Sees an einigen Stellen kräftig brodelt und blubbert.
An der Nordseite der Lagoa das Furnas tritt vulkanischer Dampf aus.
São Miguel: Dieser See liegt im Vulkankrater
Der See, der rund 43 Kilometer östlich der Inselhauptstadt Ponta Delgada im Furnastal liegt, befindet sich in einem Vulkankrater. An eine karge Steinwüste mit Geröll erinnert hier allerdings nichts. Das Gewässer ist umgeben von einer Waldlandschaft. Hier und da steht eine stattliche Villa. Am Wegesrand blühen Hortensien, Prunkwinden und Lilien.
Baden sollte man in dem Gewässer eher nicht. Doch das ist auch nicht der Grund, weshalb die Menschen hierherkommen. Sicher, man kann den See auf einem 9,5 Kilometer langen Wanderweg umrunden oder auch ein Tretboot ausleihen und darauf umherfahren – doch es sind vor allem die dampfenden Erdlöcher, die Besucherinnen und Besucher anlocken. Denn sie eignen sich bestens, um eine typische Spezialität der Region zuzubereiten: das Cozido das Furnas.
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Azoren-Insel São Miguel: Kochen mit der Hitze des Vulkans
Dabei handelt es sich um eine Art Schmortopf mit Gemüse wie Kartoffeln, Kohl und Karotten, aber auch Würsten, Fleisch und Fisch. Die Zutaten werden in Stücke geschnitten und in einen großen Topf geschichtet. Nachdem dieser mit einem Leinentuch zugedeckt oder in einen Leinensack gegeben wurde, senkt man ihn mithilfe von Seilen oder Stangen in eines der zahlreichen, vorbereiteten dampfenden Erdlöcher ab und verschließt es mit einem hölzernen Deckel.
Manchmal wird zusätzlich Erde darauf gegeben. Nach etwa sechs bis sieben Stunden ist das Cozido fertig – dank der natürlichen Hitze des Vulkans, der geothermischen Energie. Davon gibt es hier noch jede Menge – auch wenn der Vulkan zuletzt im Jahr 1630 ausgebrochen ist.
Die Britin Caroline Sprod holt einen Cozido aus einem dampfenden Erdloch. Sie bietet vegetarische und vegane Variatenen des Nationalgerichts an.
Der Schmortopf lässt sich direkt an einem der steinernen Tische genießen, die am Seeufer aufgestellt sind. Viele Einheimischen kommen an den Wochenenden zum Picknicken hierher. Die Restaurants aus der Umgebung holen ihre heißen Töpfe aber auch einfach wieder ab und servieren das Cozido dann in ihren Räumen.
In Furnas kannst du im Thermalwasser baden
Auch in dem nahe gelegenen kleinen Kurort Furnas spielen die heißen Quellen und dampfenden Erdlöcher eine wichtige Rolle – zum Beispiel im Parque Terra Nostra. Dessen Hauptattraktion ist ein großes Thermalwasserbecken. Ein Bad in dem 35 bis 40 Grad Celsius warmen, bräunlichen Wasser soll besonders heilsam sein – wegen seines hohen Eisengehalts. Auf jeden Fall macht es anschließend gründliches Duschen notwendig. Wer dank der wohltuenden Wirkung des Wassers neue Kraft gesammelt hat, sollte diese zu einem ausgiebigen Spaziergang durch den Park nutzen.
Ein Bad im Thermalwasserbecken des Parque Terra Nostra in Furnas soll besonders heilsam sein.
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Viel zu entdecken im Parque Terra Nostra
Dank des besonderen Mikroklimas in dem Vulkankrater, in dem Furnas sich befindet, gedeiht in dem 12,5 Hektar großen Park eine vielfältige Pflanzenwelt. Verschlungene Wege entlang schmaler Kanäle und über kleine Brücken sowie eine prächtige Allee führen zu versteckt gelegenen Grotten, einem großen Teich, einem steinernen Pavillon, von dem sich eine gute Sicht auf Teile des Parks bietet, und zu verschiedenen Themengärten. Diese beherbergen eine der weltweit größten Kameliensammlungen (mit mehr als 800 Arten!), aber auch Azaleen, Rhododendren, Farne und Bromelien.
Der riesige Parque Terra Nostra ist eine grüne Oase in Furnas.
Eine Statue im Park erinnert an dessen einstigen Gründer Thomas Hickling. Der Bostoner Geschäftsmann war als US-Konsul nach São Miguel gekommen und ließ 1775 in Furnas seine Sommerresidenz dort errichten, wo heute das Haus des Parks steht, und das Wasserbecken bauen. Darum herum ließ er zunächst Bäume aus seiner nordamerikanischen Heimat pflanzen. Nach und nach entstand ein Garten. Das damals zwei Hektar große Areal wechselte im Lauf der Zeit mehrfach den Besitzer und wurde immer wieder erweitert – bis es zu dem grünen Paradies wurde, das es heute ist.
Nicht weniger paradiesisch ist der rund 20 Kilometer weiter nördlich gelegene Naturpark Ribeira dos Caldeirões zwischen den Orten Achadinha und Achada. Hier rauschen mehrere Wasserfälle in die Tiefe. Außer einem kleinen Fluss gibt es sogenannte Levadas, künstlich angelegte Wasserläufe.
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Zum exklusiven GutscheinRibeira dos Caldeirões: Beliebt bei Canyoning-Fans
Der Park und seine Umgebung sind ein beliebtes Ziel von Abenteuersuchenden. Denn verschiedene Anbieter organisieren hier Canyoning. Dabei seilen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer und ihre Guides von den Wasserfällen ab und springen und rutschen den Weg in der Schlucht weiter ins Tal hinab, den auch das Wasser nimmt.
Der Naturpark Ribeira dos Caldeirões auf der Insel São Miguel lässt sich auch beim Canyoning erkunden.
Weniger Wagemutige erkunden den Park, der gleichzeitig ein Freilichtmuseum ist, trockenen Fußes und genießen die reiche Pflanzenwelt, die von Hortensien bis zu Palmen reicht. In mehreren alten Wassermühlen bekommen sie dank verschiedener Ausstellungsstücke und Schautafeln einen Eindruck davon, welche Herausforderungen das ländliche Leben in der Region in der Vergangenheit mit sich gebracht hat.
Im paradiesischen Naturpark Ribeira dos Caldeirões gibt es auch einige Wasserfälle.
Sie erfahren auch, dass die hohe Luftfeuchtigkeit und regelmäßiger Regen dazu beitragen, dass São Miguel mit seinen rund 138.000 Einwohnerinnen und Einwohnern auch als die grüne Insel bekannt ist. Das ganzjährig milde Klima trägt auch dazu bei, dass wenige Kilometer von Park entfernt etwas in Europa eher Außergewöhnliches gedeiht: Teepflanzen.
Auf den Azoren wächst sogar Tee
Tee wird seit 1820 auf den Azoren angebaut. Einst soll es 62 Teeplantagen auf der Insel gegeben haben. Davon sind heute noch zwei übrig: die Teefabrik in Porto Formoso und die nahe gelegene Teefabrik Chá Gorreana. Letztere wurde bereits 1883 von der Familie Gago da Câmara gegründet.
Zur Teeplantage Chá Gorreana auf der Insel São Miguel gehören 45 Hektar Teefelder.
Heute wachsen auf den umliegenden rund 45 Hektar Feldern so viele Teepflanzen, dass Chá Gorreana jährlich beinahe 40 Tonnen schwarzen und grünen Tee produziert. Rund 75 Prozent davon werden auf den Azoren verkauft, der Rest exportiert – auch nach Deutschland. Bei einem Fabrikbesuch haben Reisende die Chance, sich ein Bild von der Produktion zu machen und den Tee zu probieren.
Größte Ginsammlung Europas in São Miguel
Eine noch recht neue Spezialität lässt sich am Rande der Hauptstadt Ponta Delgada verkosten: Baleia Gin. Der Gin ist der ganze Stolz von Ali Bullock und Caroline Sprod. Die beiden Briten haben die Azoren bei einer Reise kennengelernt. 2018 entschieden sie sich, nach São Miguel zu ziehen. Sie kauften ein historisches Anwesen, machten es zum Solar Branco Eco Estate und eröffneten The Gin Library, eine kleine Bar mit der – nach eigenen Angaben – größten privaten Ginsammlung Europas.
Ein hauseigener Gin durfte da natürlich nicht fehlen. „Also haben wir einen entwickelt“, sagt Bullock. Der Gin wurde nach einer der Hauptattraktionen des Archipels benannt – Baleia ist das portugiesische Wort für Wal. Außerdem hat er eine besondere lokale Zutat: Seetang. „Der gibt dem Gin einen außergewöhnlich weichen Geschmack“, sagt der 45-Jährige. Ein Euro von jeder verkauften 45 Euro teuren Flasche geht als Spende an die von Bullock gegründete Ocean Azores Foundation, die sich für den Schutz des Meeres und seiner Bewohner einsetzt.
Bei einem Tasting In der Gin Library haben Reisende die Chance, Baleia Gin mit Seetang zu probieren.
In der Gin Library bietet Bullock Tastings und Master Classes an. Seine Frau bereitet auf Wunsch Cozidos dazu zu – auch vegetarisch oder vegan. Dazu nutzt sie die heißen Erdlöcher in Caldeiras da Ribeira Grande, einem weiteren Ort, in dem dieser ganz besondere Dampf von São Miguel in der Luft liegt.
Tipps für deine Reise auf die Azoren
Anreise: Ab Frankfurt am Main gibt es Direktflüge nach Ponta Delgada. Ansonsten geht es mit Stopp in Lissabon auf die Azoren – zum Beispiel mit TAP Air Portugal.
Beste Reisezeit: Die Azoren eignen sich ganzjährig für eine Reise. Am beliebtesten ist der Zeitraum zwischen Juni und September.
Unterkünfte: In der Inselhauptstadt Ponta Delgada gibt es Hotels in unterschiedlichen Preisklassen. Empfehlenswert ist das kleine Boutiquehotel Senhora da Rosa, mit exzellenter Küche im Restaurant Magma, außergewöhnlichem Pool im Ananasgewächshaus und der einzigen Rooftopbar der Stadt. Übernachtungen im Doppelzimmer sind ab 75 Euro buchbar.
Attraktionen:Parque Terra Nostra: Largo Marquês da Praia e Monfort, 9675-061 Furnas, geöffnet: täglich von 10.30 bis 16.30 Uhr. Eintritt: 8 Euro.
Chá Gorreana: Plantações de Chá Gorreana, 9625-304 Maia, geöffnet: montags bis freitags 8 bis 18 Uhr, samstags und sonntags 9 bis 18 Uhr. Eintritt frei.
Gin Library: The Solar Branco Estate, 9500-604 Ponta Delgada, geöffnet: täglich ab 17 Uhr. Die Teilnahme am Tasting kostet 15 Euro, die Masterclass ist für 40 Euro buchbar.
Aktuelle Situation: Das Auswärtige Amt warnt aktuell vor nicht notwendigen, touristischen Reisen auf die Azoren. Portugal, also auch der Archipel, ist als Hochrisikogebiet eingestuft. Vor dem Abflug ist am Flughafen ein negativer Corona-Test nachzuweisen. Alle Reisenden müssen vorab online eine Reiseanmeldung ausfüllen. Es kann verschiedene Einschränkungen auf den Azoren geben. (Stand: 11. Februar).
Die Reise wurde unterstützt von Visit Azores. Über Auswahl und Ausrichtung der Inhalte entscheidet allein die Redaktion.