Der in der damaligen DDR sogenannte „antifaschistische Schutzwall“ teilte Deutschland 40 Jahre lang in zwei Staaten, in Ost und West. Zwar ist vom 1400 Kilometer langen Todesstreifen zwischen dem Deiländereck in Bayern und der Lübecker Bucht an der Ostsee heute nicht mehr viel zu sehen. Doch einige Relikte stehen noch: An diesen Orten an der ehemaligen Grenze erinnern sie weiterhin an die tragischen Geschichten, Schicksale und Kuriositäten der innerdeutschen Teilung. Und sie erzählen zugleich von Wandel, Neuanfang und Hoffnung. Hier kommen fünf spannende Ausflugsziele – nichr nur für den Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober.

1. Harzer Grenzweg: Natur-Idyll am ehemaligen Grenzzaun

Bei einer idyllischen Wanderung durch die herbstlich leuchtenden Wälder im Harz vermag man sich den Schrecken der deutschen Teilung kaum noch vorzustellen. Doch auf dem „Harzer Grenzweg“ wird das Naturerlebnis zu einer Reise durch die deutsche Geschichte.

Die insgesamt 75 Kilometer lange Route führt auf Waldpfaden und Betonplattenwegen der DDR-Soldaten vom Grenzturm Rhoden über den Brocken bis zum Grenzlandmuseum Tettenborn, immer entlang der ehemaligen Grenze zwischen West und Ost („Grünes Band“). Wanderinnen und Wanderer passieren zunächst die Talsperre der Ecker, die einst Grenzfluss war. Danach folgt der Aufstieg auf den 1141 Meter hohen Brocken, bevor es weiter Richtung Wurmberg, Braunlage und Elend geht.

Auf der Route des „Grünen Bandes“ durch das Eckertal passieren Wanderinnen und Wander verlassene Eisenbahnschienen.

Der „Harzclub“ hat entlang des „Grenzweges“ Info-Tafeln aufgestellt. Alte Fotos zeigen eindrücklich, dass auf den heute frei begehbaren Wegen und überwuchterten Wiesen einst massive Zäune standen. Selbstschussanlagen auf Knie-, Brust- und Kopfhöhe lösten aus, sobald an den Metallgittern gerüttelt wurde. Zwischen 1949 und 1989 kamen an den Zäunen und auf den Minenfeldern im Harz 20 Zivilistinnen und Zivilisten bei Fluchtversuchen ums Leben.

Zwischenziel auf dem „Harzer Grenzweg“: Der Gipfel des Brockens (1141 Meter hoch).

Profis können den „Harzer Grenzweg“ auf einer Mehrtagestour erkunden. Für Tagesausflüge bieten sich kleinere Abschnitte an, insbesondere die verschiedenen Routen auf den Brocken. Dort werden Wanderinnen und Wanderer von mächtigen Dampflokomotiven aus den 50er-Jahren begleitet und bei gutem Wetter mit herrlichen Ausblicken belohnt.

Die Wege führt der Harzer Tourismusverbandübersichtlich auf seiner Internetseite auf. Wer sich über die Spuren der DDR-Geschichte im Harz genauer informieren möchte, kann eine geführte Tour buchen oder die Relikte des Todesstreifens im Freilandgrenzmuseum bei Sorge besichtigen.

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2. „Point Alpha“: Eine heißer Punkt im Kalten Krieg

In der Thüringschen Rhön standen sich die Vorposten von Nato und Warschauer Pakt direkt gegenüber – einer der heißesten Orte im Kalten Krieg. Heute gewährt eine Gedenkstätte authentische Einblicke in die Geschichte der deutschen Teilung.

Rundtour auf dem „Todesstreifen“: Eine Besuchergruppe besichtigt den innerdeutschen Grenzzaun.

Der „Observation Post Alpha“ (kurz: „Point Alpha“) war ein Beobachtungsstützpunkt der US-Streitkräfte. Die Gedenkstätte dokumentiert den Aufbau der Grenzanlagen, militärische Abläufe und das Leben der Zivilbevölkerung.

Auf dem Freigelände des Point-Alpha-Museums können Besucherinnen und Besucher auch zwei ausgediente Hubschrauber der Grenzschutzpolizei und der US-Armee sehen.

Besucherinnen und Besucher können das US-Camp, die Grenzrekonstruktionen und den „Weg der Hoffnung“ mit 14 monumentalen Skulpturen entweder auf eigene Faust oder bei einer Führung erkunden. Die ehemaligen Baracken und das „Haus auf der Grenze“ werden für Dauerausstellungen über die Geschichte der DDR, der Menschen an der Grenze und über den damaligen Alltag der US-Truppen genutzt. Auch der „Wiesenfelder Turm“, ein erhaltener DDR-Beoabchtungsposten von 1975, kann besichtigt werden.

3. Grenzübergang Eichsfeld: Barriere für sechs Millionen Reisende

Auch im Eichsfeld lässt sich die innerdeutsche Geschichte hautnah erleben. Besucherinnen und Besucher können das frühere Grenzgebiet am „Grünen Band“ zunächst auf einem schönen Rundwanderweg erkunden und anschließend den früheren Grenzübergang Duderstadt/Worbis erkunden.

Auf diesem Kolonnenweg hielten DDR-Grenztruppen im Eichsfeld einst Ausschau nach flüchtenden Menschen.

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Das riesige Freigelände des Grenzlandmuseums dokumentiert die Geschichte des Ortes, an dem zwischen 1973 und 1989 etwa sechs Millionen Reisende die innerdeutsche Grenze passiert haben. Die alten Pass- und Zollkontrollstellen sind noch erhalten und werden nun für spannende Ausstellungen genutzt. Zahlreiche Exponate und Fotos aus der DDR-Zeit zeigen eindrücklich, wie die Gebäude und Zäune errichtet wurden, wie die Abläufe in der Grenzstation funktioniert haben und wie die Menschen im Eichsfeld mit der Grenze lebten.

Im Grenzlandmuseum werden auch typische Lebensmittel aus der DDR-Zeit gezeigt.

Rund um das Gelände führt ein sechs Kilometer langer Weg unter anderem an Mahnmalen, Zäunen, original erhaltenen Grenzbefestigungen, einer tonnenschweren Fahrzeugsperre und Beobachtungsbunkern entlang.

4. Berlin: Hier findest du die letzten Mauerreste

Nach der Wende wurde die Berliner Mauer zügig abgerissen – die Menschen aus Ost und West wollten das Symbol der Teilung schnellstmöglich loswerden. Daher sind heute nur noch wenige Reste des Bollwerkes erhalten. In Berlin selbst erinnern sechs Orte mit Original-Relikten an die Mauer.

1. Bernauer Straße 111

Im Norden der Stadt auf der Bernauer Straße wurden die drastischen Folgen des Mauerbaus besonders deutlich. Menschen sprangen aus Fenstern ihrer Häuser, um von der DDR in den Westen zu gelangen.

Die „Lösung“: Die Fenster wurden auch noch zugemauert. Das Dokumentationszentrum an der Gedenkstätte zeigt Reaktionen und Folgen der Teilung Berlins.

Gedenkstätte Berliner Mauer | Bernauer Straße 119, 13355 Berlin

2. Regierungsviertel

Auch am Reichstag geht es um traurige Fakten. Weiße Kreuze erinnern an die Mauertoten, die beim Versuch, die DDR gen Westen zu verlassen, erschossen wurden. Am Haus des Bundestages findet sich ein weiteres Stück Mauer, das daran erinnert, dass das imposante Regierungsviertel vor einigen Jahren noch Sperrgebiet war.

3. Checkpoint Charlie

Mitten in der Stadt auf der Friedrichstraße, umgeben von Schauspielern in Kalter-Krieg-Uniformen und Schnellrestaurants, steht eine kleine weiße Hütte, die den ehemaligen Kontrollpunkt zwischen West- und Ost-Berlin markiert: der Checkpoint Charlie.

Selten wurde der Kalte Krieg so sichtbar wie hier im Oktober 1961. Russische und amerikanische Panzer standen sich hier 16 Stunden lang direkt gegenüber. Ein erneuter Kriegsausbruch stand kurz bevor. Ein paar Schritte weiter findet sich ein weiteres Stück Originalmauer.

Allerdings handelt es sich bei dem Checkpoint Charlie nur um einen Nachbau– das Original steht im Berliner Alliierten-Museum.

Checkpoint Charlie | Friedrichstraße 43–45, 10117 Berlin

4. East Side Gallery

1361 Meter Originalmauer stehen in Friedrichshain zwischen Ostbahnhof und Oberbaumbrücke an der Spree. Das längste noch erhaltene Stück der Berliner Mauer ist gleichzeitig die größte Freiluft-Galerie der Welt: die East Side Gallery.

118 Künstler aus 21 Ländern der Welt bemalten die grauen Wände 1990 mit ihren Darstellungen der politischen Veränderungen in der Wendezeit. Aufgrund verschiedener Baumaßnahmen ist allerdings nicht mehr alles in der Urform erhalten: 2009 wurden Repliken erstellt, die anstelle der Originale heute zu sehen sind.

East Side Gallery | Mühlenstraße 3–100, 10243 Berlin

5. Mauerpark

Ihren Schrecken verloren hat die graue Wand weitestgehend im Mauerpark, nur wenige Meter von der Bernauer Straße 111 entfernt. Im Prenzlberger Mauerpark wird vor den Mauerresten geschaukelt, gesungen und getrödelt.

Der heutige Park ist auf einem ehemaligen Grenzstreifen entstanden. 300 Meter Original-Mauer sind dort bis heute erhalten.

Mauerpark | Gleimstraße 55, 10437 Berlin

6. Berliner Mauerweg

160 Kilometer Mauer teilten Berlin zwischen 1961 und 1989 in zwei Teile. 160 Kilometer umfasst der Berliner Mauerweg. Er ist ausgeschildert und entspricht dem Verlauf der früheren Grenzanlagen – an Dutzenden Punkten wird mit Fotos, Texten oder ganzen Ausstellungen über Bau und Fall der Mauer informiert.

Da nicht jeder seinen gesamten Berlin-Aufenthalt auf dem Mauerweg verbringen möchte, gibt es viele Einzelstrecken, deren Start- und Zielpunkte mit Bus und Bahn problemlos zu erreichen sind. Deine passende Route kannst du dir zum Beispiel hier heraussuchen.

5. Marienborn: Größter Grenzübergang der DDR

Das riesige Kontrollareal an der A2 bei Marienborn war der größte Grenzübergang der DDR. Nach der Wende drohte das 30 Hektar große Gelände zu verfallen und einige Gebäude wurden für den Bau eines Rastplatzes abgerissen. Doch das Land Sachsen-Anhalt beschloss 1994, die wesentlichen Gebäude zu sanieren und die „Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn“ zu errichten.

Mahnmal an der A2: Der ehemalige Grenzübergang Marienborn steht seit 1994 unter Denkmalschutz.

Besucherinnen und Besucher können die historischen Abfertigungsbereiche, den Zollbereich, eine Wechselstube sowie einen Kommandantenturm der Grenztruppen besichtigen. Zum Gelände zählen außerdem ein Heizhaus, eine Trafostation, die Veterinärkontrolle und ein Garagenkomplex.

Zu sehen ist zudem die gefürchtete „Durchleuchtungs-Anlage“, die versteckte DDR-Flüchtlinge in den Fahrzeugen von westdeutschen Besuchern mithilfe radioaktiver Strahlung aufspürte.

Die deutsche Teilung und Wiedervereinigung macht die Gedenkstätte in Dauerausstellungen erlebbar. Zugleich wird an das Schicksal der Menschen erinnert, die bei Fluchtversuchen über die innerdeutsche Grenze ums Leben kamen.