Für Schwule und Lesben geht es bei der Reiseplanung nicht nur um die Frage, an welchem Ort es am schönsten ist. Wichtig ist auch, wo es für sie am sichersten ist. Denn nach wie vor gibt es in vielen Ländern und Regionen Anti-Homo-Gesetze, in einigen droht Homosexuellen sogar noch die Todesstrafe.

Der „Gay Travel Index 2021“ von Spartacus, einer Marke für die internationale LGBTIQ*-Reise-Community, und der Redaktion von „männer*“ vergleicht 202 Länder und Regionen in 17 Kategorien. Es wird etwa geprüft, ob es Antidiskriminierungsgesetze gibt, Homosexualität illegal ist, es Übergriffe auf Schwule und Lesben gab oder die Ehe für alle eingeführt wurde.

In diesem Jahr kamen neue Kategorien hinzu, um der größeren Vielfalt der queeren Gemeinschaft gerecht zu werden, wie Spartacus mitteilt. Geprüft werden nun auch die Rechte von Intersexuellen und ob beispielsweise ein drittes Geschlecht in juristischen Dokumenten anerkannt wird. Das Ergebnis: Ein Ranking der sichersten und der unsichersten Länder für LGBTIQ*-Reisende.

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Kanada ist das LGBTIQ*-freundlichste Reiseland

Den ersten Platz der sichersten Reiseländer für die LGBTIQ*-Community belegt in diesem Jahr Kanada. Maßgeblich dafür verantwortlich sei Regierungschef Justin Trudeau. Der Premierminister feiere nicht nur seit Jahren öffentlich auf Pride-Paraden mit, er habe Kanada auch vielfältiger und liberaler gemacht. 

Kanadas Premierminister Justin Trudeau beim Pride in Montreal 2019. Kanada gilt als sicherstes Reiseland für die LGBTIQ*-Community.

Schweden verliert Punkte im Ranking

Der Vorjahres-Mitsieger Schweden, der viele Jahre als „most gayfriendly“ galt, verliert Punkte. Grund dafür sind strengere Indexregeln in den Rubriken Trans*- und Interrechte. Es gibt in dem skandinavischen Land zwar ein Pronomen für das dritte Geschlecht – allerdings seien „Anerkennungsgesetze, der Verzicht auf demütigende psychologische Gutachten und ein modernes Abstammungsrecht“ wichtiger, heißt es zur Begründung von Spartacus. 

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Deutschland gewinnt dank des Verbotes von Konversionsverfahren – mit denen manche Einrichtungen Homosexualität aberziehen wollen – einen Punkt und landet wieder in den Top 10 der sichersten Reiseländer für die LGBTIQ*-Gemeinde. Es teilt sich nun Platz zehn mit Australien, Island und Taiwan. Länder wie Uruguay oder Deutschlands Nachbar Österreich stehen aber immer noch besser da.

Taiwan und Costa Rica steigen auf

Einen deutlichen Satz nach vorn macht Taiwan: Wegen Verbesserungen in puncto Diskriminierungsschutz, Adoptionsrecht und den Trans*-Rechten kletterte der Inselstaat von Rang 23 auf Rang zehn. Auch Costa Rica verbessert sich deutlich: Weil im Mai 2020 die Ehe für alle und das Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare eingeführt wurde, springt das Land von Platz 56 im vergangenen Jahr auf Platz 32.

In der Tabelle zum Ranking, die alle 202 Länder und Regionen einordnet, nutzt der „Gay Travel Index“ Farbcodes. Dunkelgrün werden die liberalsten und queerfreundlichsten Länder weltweit markiert, rot steht für die gefährlichsten Länder, die Angehörige sexueller und/oder geschlechtlicher Minderheiten besuchen und in denen sie leben können.

Die dunkelgrünen Länder belegen die Plätze eins bis 18 liegen. Die Platzierungen sind dabei oftmals mehrfach belegt, weil viele Länder die gleiche Punktzahl erhalten haben.

Die sichersten LGBTIQ*-Reiseländer

Gefährliche Ziele für queere Reisende

In anderen Ländern sieht die Situation für die LGBTIQ*-Gemeinde deutlich schlechter aus. Nach Angaben des Lesben- und Schwulenverbandes (LSVD) wird in 69 Staaten gleichgeschlechtliche Sexualität noch strafrechtlich verfolgt, in einigen Ländern sogar mit der Todesstrafe bedroht.

Am Ende des Rankings stehen Tschetschenien, Somalia, Saudi-Arabien und der Iran. Eines haben alle diese Länder gemeinsam: Homophobie und Intoleranz stehen in diesen Ländern auf der Tagesordnung.

Gay Travel: Das sind die unsichersten Länder

Der „International Gay Guide“ von Spartacus erschien zum ersten Mal im Jahr 1970, der „Gay Travel Index“ erscheint 2021 zum zehnten Mal.

Die Macher versuchen, einen Ausgleich zwischen den Rechten der lokalen LGBTIQ*-Community und den Ansprüchen queerer Urlaubender herzustellen: „Am Herzen liegen uns sowohl die Sicherheit dieser Menschen im jeweiligen Land, als auch die Erhöhung der Sichtbarkeit von Missständen. Wir sind überzeugt davon, dass es Urlauber gibt, die sich für Länder entscheiden, in denen die Community ein akzeptierter und geliebter Teil der Gesellschaft ist“, teilt Spartacus mit.

Ebenso gebe es aber auch Urlaubende, die bewusst eine Reise in ein Land auf sich nehmen wollen, um mit der unterdrückten örtlichen Queercommunity in einen Dialog treten können. „Der Index soll beiden Haltungen eine valide Bewertungsgrundlage für eine Entscheidung bieten“, schreiben die Macher.