Die App sagt: Leichte Wanderung. Für alle Fitnesslevel. Leicht begehbare Wege. Kein besonderes Können erforderlich. Die Waden sagen: Au. Jedenfalls hinterher.

Zugegeben: Eigentlich hatte die App auch gesagt, der Weg rauf zur Burg solle auch der runter sein. Da aber die andere App anzeigte, dass ein alternativer Rückweg durch den Wald möglich ist, haben wir den gewählt. Man will ja schließlich was erleben und nicht nur hin- und herlaufen. Das war der Fehler. Aber von Anfang an.

Start ist auf einem Parkplatz in Weidenbach. Mehr gibt es da nicht außer einer Straße mit wenigen Häusern, spätestens auf den zweiten Blick ist er gefunden. Dort weist bereits eine Infotafel auf "P 16" hin - den "Premiumweg Asbach-Sickenberg". "Wandern in der Eichsfelder Schweiz" ist laut Hinweistafel angesagt - und genau das war der Plan. Bis P 16 beginnt, sind rund 800 Meter zu bewältigen: Ansteigende Strecke auf befestigtem Grund, rechts und links abgesehen von einem Feld gleich zu Beginn nur Bäume und hier und da ein wenig Gestein. So weit: Alles im Plan.

P16: Premiumweg Asbach-Sickenberg

Am Startpunkt an der Alten Landstraße erfahren wir, dass der gesamte Weg P 16 13,5 Kilometer lang ist. Da es aber ja die leichte Variante sein soll, entscheiden wir uns für die kurze Strecke über den Werra-Burgen-Steig: Zweieinhalb Kilometer rauf, zweieinhalb runter, dazu zweimal 800 Meter - das ist auch als Einsteiger machbar.

Unterwegs begegnet uns eine neue App. Auf die weisen mit QR-Codes versehene Hinweisschilder hin. Es handelt sich um die des Geo-Naturparks Frau-Holle-Land – und die lohnt sich! Außer Infos über die Sehenswürdigkeiten an der aktuellen Strecke enthält sie reichlich Input für folgende Beschreibung von P 16: "Schwierigkeitsgrad: anspruchsvoll/schwer. Einige steile An-, Abstiege, Kondition erforderlich, schmale Pfade, Wanderschuhe notwendig". Okay. Aber da geht es ja um die lange Strecke. Wir laufen weiter durch das hessisch-thüringische Grenzgebiet bei Asbach-Sickenberg, nordöstlich von Bad Sooden-Allendorf.

Überwiegend aufwärts, übrigens. Gut, es geht zu einer Burg. Hätte man sich denken können, dass das dann auch mit einem Berg zu tun haben könnte. Während der Verschnaufpausen - unterwegs sehen wir nur eine einzige Bank zum Ausruhen - lassen sich der Baumbestand bewundern, aber auch die Zeichen des Waldsterbens betrauern. Unterhalb des Weges ist ab und zu ein leises Plätschern zu hören. Nach einer Gabelung sind es noch 80 Meter zur Burg – den Hinweg zu finden, ist absolut kein Problem, mit oder ohne App.

Was für ein Zeitsprung! Gerade noch schaut man aufs Handy – am Fuß der Burg gibt es wieder eine Tafel mit QR-Code – im nächsten Moment befindet man sich gefühlt im Mittelalter. Was für ein Gemäuer! Und was für eine Schande, dass die Burganlage 1973 im Zuge der Grenzsicherungsmaßnahmen gesprengt wurde und deshalb heute nicht mehr allzu viel davon übrig ist. Was geblieben ist, sieht aus wie eine Mischung aus Fototapete und Bildern im Kopf beim Lesen eines Tolkien-Bandes. Knallgrün übermoste Steine leuchten unwirklich im Sonnenschein, die Steine der Burgruine scheinen nur von Zauberhand zu halten.

Auf dem Burggelände, auf dem in vergangenen Jahrzehnten unter anderem eine Vorwerk und ein Forsthaus untergebracht waren, gibt es reichlich Platz zum Sitzen und auch Sitzgelegenheiten – aber keine Menschenseele und auch nahezu keine Hinterlassenschaften von Wanderern trotz fehlender Müllkörbe. Entweder sind hier sehr wenige Menschen unterwegs – oder sehr disziplinierte.

Nach einem insbesondere für das Seelenheil sehr erholsamen Stopp geht es zurück zum Ausgangspunkt - nicht, ohne kurz über einen Abstecher zur „Stasiröhre“ in 4,2 Kilometern Entfernung nachzudenken? Was um alles in der Welt ist das, was dort auf dem Wegweiser beschrieben ist? Das müssen wir an einem anderen Tag klären.

Stattdessen geht es schnurstracks bergab. Genau das. Denn wir entscheiden uns gegen den Premiumweg und für den, der keine Beschilderung mehr hat. Höchstens auf Bäume gesprühte Hinweise – und für die werden wir dankbar sein.

Denn im Verlauf des Weges, der zugegebenermaßen sehr dünn in der Karte eingezeichnet ist, sieht es so aus, als seien wir falsch. Nein, der Trampelpfad ist einfach offensichtlich sehr lange nur von Mountainbikern befahren worden. Wie diese die querliegenden Bäume auf abschüssiger Strecke überwunden haben, möchte man sich nicht vorstellen.

Vielleicht läuft es sich besser, wenn es nicht tagelang zuvor geregnet hat. Jedenfalls gestaltet sich der Abstieg ziemlich schlammig. Einmal so sehr, dass die Sturzgefahr kurz darüber nachdenken lässt, umzukehren und doch den Premiumweg zu nehmen.

Nein. Durchhalten und weiterschlittern. Und: Siehe da! P 16 ist wieder im Blick. Zunächst parallel zum Trampelpfad verlaufend, dann tatsächlich als Weg zum Ausgangspunkt zurück. Den erreichen wir stolz wie Bolle. Denn die Tour hatte nur sechs Kilometer, aber die hatten es in sich! Das sollte vielleicht auch mal jemand in eine App schreiben.

Das sind die Eckdaten: 

  • Länge: 5,7 Kilometer
  • Dauer: 2 Stunden

Tipps:

Salzmuseum Bad Sooden-Allendorf

Klar, der Outdoor-Klassiker ist ein Besuch im Kurpark mit Bummel durch die Fußgängerzone und Eisessen. Wem eher nach Indoor-Aktivität in Bad Sooden ist, der ist möglicherweise im Salzmuseum im Söder Tor an der richtigen Adresse. Dort gibt es - wenn die Inzidenzlage es zulässt - Wissenswertes über die Salzquelle, zu Salzgewinnung in früheren Zeiten und den Transport des "weißen Goldes" auf den alten Salzstraßen zu erfahren.

Besonderes Stück der Ausstellung sei die kostbare Abschrift der „Salzbibel“ von Johannes Rhenanus aus dem 17. Jahrhundert, heißt es auf der Website der Stadt. Und wenn die Pandemie einen Museumsbesuch vereitelt? Über die Stadt verteilt sind weitere große Geräte des ehemaligen Salzwerks zu bestaunen. Das Museum ist aktuell geschlossen.

Adresse: Im Söder Tor, 37242 Bad Sooden-Allendorf, Website.

Salzmuseum Bad Sooden-Allendorf

Burg Hanstein

Burgenfans aufgepasst! Ganz in der Nähe der Ruine Altenstein befindet sich Burg Hanstein, mit seiner unverkennbaren Silhouette eines der prägenden Bilder des Eichsfeldes. Die Landschaft drumherum hat ebenfalls einiges zu bieten: Bei guter Sicht sind die Berge des Thüringer Waldes zu sehen, der Hohe Meißner, die Göttinger Berge, der Rusteberg, die Berge des Eichsfeldes und das Werratal.

Die Burg ist über einen steilen Weg von Bornhagen aus zu erreichen und liegt auf einem Buntsandsteinfelsen. Derzeit gibt es leider weder Ritterspiele noch ist ein Besuch des Inneren möglich.

Über die aktuelle Lage wird telefonisch informiert unter 036081 / 67856 oder im Internet: www.burgruine-hanstein.de.

Burg Hanstein: Bei guter Sicht sind die Berge des Thüringer Waldes zu sehen.

Kunst an der Grenze

Aus sieben Werken besteht das Projekt „Kunst an der Grenze", das sich in der Nähe, jedoch nicht auf den großen Fernwanderwegen befindet. Die Freiluftgalerie ist noch relativ jung. Die Exponate wurden zwischen 2012 und 2014 errichtet, als sich das Ende der deutschen Teilung zum 25. Mal jährte. Am Bahnhof Neu-Eichenberg ist „Gespalten - Stand gehalten" von Norbert Jäger zu sehen: zwei Hälften eines großen Steins, das Innere in Menschengestalt.

Auf der Straße zwischen Werleshausen und der Burgruine Hanstein zeigt Renate Ruck „Ein Ende ist auch immer ein Anfang", rostfarbene Metallteile, die zu einer luft- und lichtdurchlässigen Kugel verbunden sind. „Breaking Walls" , "Ferne sucht Nähe", „come together", „Menschenkugel", „Aus der Enge in die Weite" – so lauten die Titel der weiteren Werke.

Aus sieben Werken besteht das Projekt „Kunst an der Grenze"

Mehr darüber erfährst du auf der Website.