Die Sonne brennt, Liegestühle dicht an dicht, Urlauber wie Sand am Meer: Viele Strände in Spanien sind vom Massentourismus überlaufen. „Dabei hat die Küste so viel mehr zu bieten“, sagt Lola Culsán. Die Autorin trat gemeinsam mit dem Fotografen John Weller den Beweis an: Ein Jahr lang bereisten die beiden die spanische Küste und die Balearen mit ihrem Campervan, immer auf der Suche nach versteckten Stränden – trotz Lockdown.

Sie haben Hunderte Traumstrände gefunden. Jeden einzelnen stellen sie in ihrem neuen Buch „Hidden Beaches Spain“ vor. Doch auch die Geschichte hinter der Recherche ist abenteuerlich – Autorin Lola erzählt sie im Interview.

Für die Recherche zu ihrem Buch ist Lolá Culsan ein Jahr lang abgetaucht – und hat sich auf die Suche nach versteckten Stränden begeben.

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Lola, was reizt dich an versteckten Stränden?


John und ich lieben Abenteuer! Und versteckte Strände aufzustöbern, ist einfach aufregend. Außerdem sind wir selbst lieber abseits des Rummels, abseits der kommerziellen Strände unterwegs. Denn die wurden meist für Touristen gestaltet und haben dadurch das typisch Spanische verloren. An den Urlaubsorten bemerkt man überhaupt nicht, wie vielfältig das Land eigentlich ist. Die Stadt Almería etwa ist sehr, sehr trocken – fast schon Wüste. Der Norden dagegen ist sehr grün … Wir wollten die verschiedenen Facetten zeigen, das echte Spanien. Viele denken, das Land sei komplett durch den Tourismus geprägt, aber 5000 Kilometer Küstenlinie haben so viel mehr zu bieten!

Wie ist es überhaupt möglich, in Zeiten von Instagram noch versteckte Strände zu entdecken?

Dank Johns irrer Vorbereitung: Sechs Monate vor unserer Reise hat er mit Google Earth die gesamte Küste ausgewertet und daraus eine Karte erstellt. 600 Strände sind darin verzeichnet, dazu die GPS-Koordinaten. Am Ende schafften es nicht alle Strände ins Buch. Manche waren nicht atemberaubend, sondern nur okay. Andere konnten wir aber auch einfach nicht finden. Wir waren im Campervan unterwegs und benutzten Google Maps. Aber manchmal hatten wir eben keinen Empfang. Dann mussten wir kreativ werden und uns durchfragen und umschauen. Oder anders ausgedrückt: Ich habe zwei Paar Wanderschuhe durchgelatscht. Normale Leute besuchen einen Strand pro Tag, wir drei.

Zu Fuß durch die Wüste, Zwergpalmen und Wildblumen säumen den Weg, der Duft von Rosmarin liegt in der Luft. Und dann bis du da – am Strand von El Pozo de las Huertas.

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Also war es eher Arbeit als Urlaub?
Absolut! Wir hatten viel vor, deshalb haben wir uns ein Sabbatical, also ein Jahr Zeit genommen. Mit unserem alten Campervan starteten wir im Norden und fuhren von dort aus die gesamte Küste des spanischen Festlands und die Baleareninseln ab. Wir haben auf Parkplätzen übernachtet und manchmal auch wild gecampt. Im Winter machten wir im Süden Halt und checkten in ein Apartment ein – und dann kam der Lockdown. Auf einmal solltest du das Haus nicht mehr verlassen, nur einzeln zum Einkaufen, Kinder durften nicht draußen spielen und auch die Strände waren tabu. Wir dachten: Das war’s jetzt für uns. Dann fanden wir heraus, dass man für die Arbeit reisen durfte. Also besorgten wir uns einen Nachweis und konnten weitermachen.

Strand unter! Playa de la Amenada ist nur bei Ebbe zu erreichen.

Waren die Wege zu den Stränden auch so holprig?
Manchmal mussten wir uns regelrecht an einer Klippe entlanghangeln. Zum Beispiel in Almería, am Strand von Cala de los Amarillos: Wir standen oben auf der Klippe, blickten hinab auf diesen wunderschönen, menschenleeren Strand – und dachten, wir würden es niemals dorthin schaffen. Aber dann setzte ich meinen Rucksack ab und probierte es einfach. Wir haben es geschafft und belohnten uns damit, dass wir den ganzen Nachmittag blieben und schwammen. Als wir auf dem Rückweg wieder oben ankamen, trafen wir zwei Pärchen. Ich sagte noch zu ihnen: „Der Weg nach unten ist nicht so schlimm wie er aussieht.“ Sie trauten sich trotzdem nicht.
Andere Strände wiederrum waren sehr gut zugänglich. Im Buch beschreiben wir das sehr genau und berücksichtigen zum Beispiel Menschen mit Behinderung. Wir haben uns immer die Frage gestellt: Könnten wir unsere Mütter hierher mit mitnehmen?

Der Fotograf John Weller hat Hunderte versteckte Strände mit seiner Kamera festgehalten.

Worauf muss ich noch achten, wenn ich einen Strand aus eurem Buch aufsuchen möchte?
Vor allem auf vernünftige Schuhe. Auf Ibiza trafen wir ein paar Freunde, die mit uns mitkommen wollten. Ich hatte sie vorgewarnt, dass sie gute Schuhe tragen sollten – und sie kamen natürlich in Flip Flops. Wir mussten dann an einem Berg entlang, durch einen Wald, über eine Straße und einen Trampelpfad. Aber immerhin: Der Strand, Es Portitxol, war einfach absolut schön! Blaugrünes Wasser, umgeben von Klippen und dadurch fast rund. Wie ein Pool in der Natur.
Außerdem musst du wissen, dass es an den einsamen Stränden absolut keinen Service gibt. Alles, was du vor Ort brauchst, musst du selbst mitnehmen: Wasser, Essen, einen Sonnenschirm. Es gibt in der Regel keine Duschen und keine Rettungsschwimmer. Deshalb solltest du nie allein ins Wasser gehen und dir immer bewusst sein, dass das Meer gefährlich sein kann und eben kein Swimming Pool ist.

An versteckten Stränden, wie hier in Cala Maset, begegnest du den Einheimischen – manche sind allerdings gerade auf dem Sprung …

Ihr stellt in eurem Buch 450 Traumstrände vor. Welcher war dein persönlicher Favorit?
Ich kannte Menorca vorher kaum, aber genau hier fand ich meinen Lieblingsstrand. Der Strand von Cala Pudent ist im Süden der Insel - und könnte ebenso gut in der Karibik liegen. Weißer Sand, türkisblaues Wasser, eingerahmt durch dicke Felsbrocken, kaum Wellen … perfekt zum Schwimmen!


Hast du keine Angst, dass durch euer Buch die versteckten Strände von vielen Menschen besucht werden und ihren Reiz verlieren?
Warum sollten manche Menschen zu netten Stränden gehen können und andere nicht - nur weil sie nicht davon wissen? Komplett versteckt sind dank Instagram doch ohnehin nur noch ganz wenige Orte. Außerdem sind die Strände aus unserem Buch eher schwer zu erreichen. Es gibt bestimmt viele Menschen, die lieber direkt am Strand parken und keine Lust haben, einen anstrengenden Weg auf sich zu nehmen.
Eigentlich gibt es nur eine Sache, vor der ich Angst habe: Dass Leute an die Strände gehen und ihren Müll zurücklassen. Wir wollen, dass sie wunderschön bleiben.

Das Buch: „Hidden Beaches Spain“

Das Buch „Hidden Beaches Spain“ ist 2021 erschienen.

Das Buch von Lola Culsán und John Weller trägt den Titel „Hidden Beaches Spain: 450 Secret Coast and Island Beaches to Walk, Swim & Explore“ und ist 2021 im Verlag Wild Things Publishing Limited erschienen. Bislang ist es nur auf Englisch erhältlich. Eine deutsche Übersetzung soll 2022/23 im Verlag Wild und Cool erscheinen, der auch das erste Buch der beiden auf Deutsch veröffentlicht hat: „Wild Swimming Spanien“.