Urlaub nur mit Impfpass? Das planen Veranstalter und Reiseziele
Sollten Menschen, die gegen Corona geimpft sind, mehr Reisefreiheit genießen? Darüber diskutiert die Branche sehr emotional, nachdem Alltours vorgelegt hat. Was Veranstalter und Länder planen: ein Überblick.
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Welche Rolle könnte die Corona-Impfung künftig für Urlauber spielen? Derzeit wird in der EU zum Großteil noch über mögliche Vorteile für Geimpfte sowie einen einheitlichen Impfpass diskutiert. Der erste große deutsche Reiseveranstalter macht nun Nägel mit Köpfen: Alltours will demnächst in den eigenen Hotels nur noch Gäste mit einer Corona-Impfung beherbergen. Wie sehen das die anderen Unternehmen? Und an welchen Reisezielen haben geimpfte Touristen schon ihre Reisefreiheit zurück, wenn sie ein Impfzertifikat vorlegen? Der große Überblick.
Die Pläne der Veranstalter für Pauschalreisen
Was die Kreuzfahrt-Reedereien und Airlines planen
Freie Einreise für Geimpfte: die Regeln der Länder
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Tui, FTI und DER Touristik planen keine Impfpflicht
Als erster großer deutscher Reiseveranstalter hatte Alltours am Freitag angekündigt, voraussichtlich ab 31. Oktober Urlaub in der eigenen Hotelkette Allsun auf Mallorca, den Kanaren und in Griechenland nur noch mit Corona-Impfung zu erlauben. Der genaue Zeitpunkt der Umsetzung hänge vom Verlauf der Impfungen ab.
Reise nur mit Impfzertifikat? Unternehmen wie Tui, DER Touristik und FTI wollen dem Beispiel von Alltours nicht folgen:
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- Tui plant derzeit keine Impfpflicht, man richte sich nach den Vorgaben von Regierungen, sagte Tui-Sprecher Aage Dünhaupt dem RedaktionsNetzwerk Deutschland. Er gehe davon aus, dass die EU Vorschläge zum sicheren Reisen machen werde.
- DER-Tourisik-CEO Georg Schmickler sagt: „Die Frage nach Vorteilen für bereits geimpfte Personen halten wir für verfrüht und haben keine Planung in dieser Richtung.“
- FTI Group beabsichtige weder als Veranstalter noch als Hotelbetreiber derartige Auflagen, sagte FTI-Manager Ralph Schiller. „Generell sind wir der Überzeugung, dass ein Abwarten, bis alle Menschen ein Impfangebot erhalten haben, um Geimpften dann exklusive Angebote zu machen, nicht die richtige Lösung sein kann“, sagte Schiller.
Airlines und Reedereien: Impfpflicht im Flugzeug und auf der Kreuzfahrt?
Auch bei Airlines und Reedereien gibt es Vorprescher: Qantas hatte beispielsweise als erste Airline schon Ende 2020 angekündigt, eine Impfpflicht für Passagiere einführen zu wollen. Die Reaktionen aus Deutschland kamen prompt: Eine Impfung werde nicht vorgeschrieben, hieß es von der Lufthansa.
Auch Reedereien wie Aida Cruises, TUI Cruises oder MSC planen zurzeit keine Impfpflicht. Anders sieht es auf den Kreuzfahrtschiffen der britischen Reederei Saga aus, die ab 4. Mai wieder in See stechen wollen. Auf den Schiffen wie der „Spirit of Discovery“ müssen die Gäste mindestens 14 Tage vorher die zweite Impfung erhalten haben und dies nachweisen können.
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Zum AngebotAuch die Reederei Crystal Cruises, hat eine Impfpflicht angekündigt. Hier soll der Betrieb ab Juni wieder aufgenommen werden.
Freie Einreise für Geimpfte an beliebten Urlaubszielen
Während in Deutschland noch heftig über Vorteile für Geimpfte und den EU-Impfpass diskutiert wird, zeichnet sich im internationalen Reiseverkehr eine interessante Entwicklung ab: Wer bereits gegen das Coronavirus geimpft ist oder eine Infektion nachweislich durchgestanden hat, darf an mehreren Reisezielen teilweise wieder ohne Auflagen wie Testpflicht oder Quarantäne einreisen. Eine Übersicht (Stand 23. Februar):
Land | Was gilt für Geimpfte auf der Reise? |
Madeira | Wer vollständig geimpft ist oder in den vergangenen 90 Tagen erkrankt und wieder genesen ist, muss bei der Einreise nach Madeira keinen PCR-Test mehr vorlegen. |
Estland | Wer innerhalb der letzten sechs Monate gegen Corona geimpft wurde oder nachweislich genesen ist, darf wieder ohne Einschränkung wie eine Testpflicht einreisen. |
Litauen | Wer in den vergangenen drei Monaten an Covid-19 erkrankt war oder bereits zwei Impfdosen erhalten hat, darf ohne Quarantäne einreisen. Alle anderen müssen einen negativen Test bei der Einreise sowie kurz nach der Einreise vorlegen und eine mindestens siebentägige Quarantäne einhalten. |
Polen | Die zehntägige Quarantänepflicht und die Corona-Testpflicht entfallen unter anderem für Touristen, die nachweislich geimpft sind. Alle anderen müssen, um die Quarantäne zu vermeiden, einen negativen PCR-Test vorweisen, der nicht älter als 48 Stunden sein darf. |
Rumänien | Die Quarantänepflicht wurde für Reisende aufgehoben, die nachweislich gegen Corona geimpft oder in den vergangenen 90 Tagen genesen sind. Die zweite Impfdosis muss nach Angaben des Auswärtigen Amtes mindestens zehn Tage vor Einreise verabreicht worden sein. |
Georgien | Wer mit dem Flugzeug nach Georgien reist und einen Nachweis über die vollständige Impfung hat, kann ohne Einschränkung einreisen. Alle anderen müssen einen PCR-Test vorlegen, der nicht älter als 72 Stunden sein darf, und einen zweiten Test nach der Einreise machen. |
Israel | Genesene und geimpfte Ausländer, die ins Land kommen wollen, müssen nicht mehr in Quarantäne und auch keinen Corona-Test vorlegen. Allerdings gilt derzeit noch ein touristisches Einreiseverbot. |
Island | Menschen, die nachweislich von einer Covid-19-Infektion genesen sind oder einen Impf-Nachweis vorlegen können, sind von der Corona-Testpflicht und der Quarantäne befreit. Alle anderen Touristen müssen vor der Einreise (Ergebnis nicht älter als 72 Stunden), bei der Einreise und noch einmal fünf bis sechs Tage nach der Einreise negative PCR-Tests vorweisen. So lange muss eine Quarantäne eingehalten werden. |
Seychellen | Die Quarantänepflicht entfällt für Urlauber, die eine vollständige Impfung nachweisen können. Diese muss zwei Wochen zurückliegen, heißt es in den Reisehinweisen des Auswärtigen Amtes. Ein negativer PCR-Test (nicht älter als 72 Stunden) muss aber weiterhin vorgelegt werden. |
Wie geht es weiter in puncto Reisen in Deutschland und im Ausland?
Das ist aktuell noch unklar. Der Deutsche Reiseverband (DRV) legte ein Achtpunktepapier für einen Neustart der Reisewirtschaft vor, das auf eine Teststrategie statt auf eine Quarantänepflicht setzt und nach Regionen differenzierende Risikobewertungen der Zielländer durch das Auswärtige Amt fordert.
Auf behördliche Impfauflagen will sich die Branche vorbereiten können durch einen digitalen Impfpass. „Der Impfnachweis sollte in standardisierter und digitaler Form vorhanden sein, um die internationale Anerkennung und Integration in die Reisekette zu erleichtern“, erklärte der DRV.
Das Thema Hotelöffnungen und Einsatz von Corona-Schnelltests in Deutschland wird beim nächsten Corona-Gipfel von Bund und Ländern am 3. März diskutiert. Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte im Vorfeld für eine mehrstufige Öffnungsstrategie, gekoppelt mit vermehrten Tests, plädiert.
Die Pläne für den EU-Impfass
Die EU will einen einheitlichen Impfpass einführen, der bereits für eine Reise im Jahr 2021 genutzt werden könnte. Denn darauf könnten die Impfungen gegen Covid-19 digital als auch auf Papier gespeichert und kontrolliert werden, auch bei der Einreise. Hintergrund ist, dass in der EU die Impfzertifikate möglichst vergleichbar gemacht werden sollen.
Dass der Impfpass kommen soll, darüber sind sich die Staatschefs der EU einig – doch wann, das ist noch unklar. Denn zum einen ist noch offen, ob Personen mit Corona-Impfung auch tatsächlich keine weiteren Menschen mehr anstecken können. Außerdem bleibt abzuwarten, wie schnell eine breite Mehrheit der Bevölkerung in den EU-Staaten geimpft werden kann.