Florida mal anders: Erlebnisse zwischen schrill und still
Wer an Florida denkt, hat meist Strände, Palmen und Freizeitpparks im Kopf. Doch der Bundesstaat im Süden der USA bietet auch Stille – etwa beim Schwimmen mit Manatees. Eine Reise zwischen bunt und laut und absoluter Ruhe.
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Tampa, Zentrum der Metropolregion Tampa Bay an Floridas Westküste mit rund 3,5 Millionen Einwohnern, mutet mit seinen 400.000 Bewohnern beinahe beschaulich an. Wer in Tampa auf der Suche nach Highlife ist, den verschlägt es zwingend ins hispanische Herz der Stadt, nach Ybor City.
Das Vergnügungsviertel ist zugleich historischer Ort mit großer Vergangenheit. Denn die im spanischen Kolonialstil erbauten Backsteinhäuser waren einst Teil der Welthauptstadt der Zigarren. Gegründet wurde sie nordöstlich des damaligen Dorfes Tampa von Vicente Martinez Ybor.
Der Namensgeber war ein spanischer Zigarrenhersteller, der seine Produktion wegen politischer Unruhen von Kuba nach Key West verlegt hatte.
„Der Namensgeber war ein spanischer Zigarrenhersteller, der seine Produktion wegen politischer Unruhen von Kuba nach Key West verlegt hatte. Da Tampa über eine Eisenbahnanbindung verfügte, gründete er neben seiner Fabrik gleich eine ganze Stadt“, erzählt Max Herman, der mit seinem Vater das Unternehmen Ybor City Historic Walking Tours führt.
Stadtführer vor Stadtgünder: Max Herman vor der Statue von Vicente Martinez Ybor.
Arbeiter suchten in Zigarrenfabriken der Neuen Welt ihr Glück
Bei einem Spaziergang durch Ybor hat Max Herman, der aussieht, als wäre er einem Film der 1930er-Jahre entsprungen, viel zu erzählen: die Geschichte der Industriegiganten Henry Plant und Henry Morrison Flagler, die um die Vorherrschaft in Ybor rangen, die Vita des kubanischen Revolutionärs José Marti, der in Ybor die Unabhängigkeit seines Landes vorbereitete, die Migration italienischer, kubanischer, spanischer, deutscher und jüdischer Arbeiter, die in den Zigarrenfabriken in der Neuen Welt ihr Glück suchten.
Historische Arbeiterhäuser erinnern an die große Zigarrenzeit in Ybor City.
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Depression und Mafia führten zum Niedergang
„Die geniale Idee war, die Familien mit anzusiedeln, indem man eigene Siedlungen für die Arbeiter baute und Clubs gründete, wo sie ihre Kultur und Sprache pflegen konnten – ob ,L’Unione Italiana‘ oder ,Deutscher-Americaner Club‘“, erzählt Herman. So strömten die Arbeiter in Scharen an die Westküste Floridas und machten Ybor City zur Zigarrenhauptstadt der Welt.
Die Depression und die Mafia führten in den Dreißigerjahren allerdings zum Niedergang der Geschäfte. Ybor lag bis auf einige lokale Zigarrenmanufakturen brach, bis in den Achtzigerjahren Bars und Kneipen die Hauptstraße La Septima besiedelten und auch die Zigarrentradition wiederbelebten.
In Tampa lohnt sich ein Besuch von Ybor City, dem historischen Viertel.
Busch Gardens verbinden Zoo und Freizeitpark
Rund 15 Kilometer außerhalb Tampas liegen die Busch Gardens. Sie sind auf der Geräuschskala Floridas ungefähr in der Mitte anzusiedeln und bergen in sich einen Widerspruch, den Europäer nur schwer in der Lage sind aufzulösen. Ein weitläufiges Wildgehege, das Tiere der afrikanischen Savanne beherbergt, ein Flamingo-Park, Flusspferde, Gorillas – und mittendrin und darüber hinweg spektakuläre Fahrgeschäfte. Nach Auskunft der Parkbetreiber, die auch wissenschaftliche Projekte wie etwa die Hyänenzucht betreiben, werden die Tiere nicht gestört.
Orlando lockt mit größten Vergnügungsparks der Welt
Richtig schrill geht es naturgemäß in Floridas klassischer Touristenhochburg Orlando zu. Die Stadt, rund 150 Kilometer östlich von Tampa, ist Sitz einiger der größten Vergnügungsparks der Welt. Für Filmfreunde sind die Universal Parks ein absolutes Muss, für Freunde der extremsten Fahrgeschäfte auch.
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Die Universal Parks bieten gleich drei Mega-Attraktionen: die klassischen Universal Studios Florida, Islands of Adventure und Volcano Bay.
Transformer treffen auf Harry Potter
Das Ausmaß des Parks ist gewaltig. Genau genommen sind es drei: die klassischen Universal Studios Florida, Islands of Adventure und Volcano Bay. Allein für die Universal Studios braucht man mehr als einen Tag. Ob im Harry-Potter-Zug von Gleis 9 ¾ nach Hogwarts, ob ein Besuch bei den Minions, den Transformers oder den Simpsons: Hier wird Freunden von derlei Parks wirklich absolut alles geboten. Action, Spannung, Humor, Fahrgeschäfte, die einem den Magen umstülpen – und vor allem: Lärm. Ob in Dolby Digital oder als Surroundsound in Form kreischender Teenager.
Die Islands of Adventure planen für den – hoffentlich – Nach-Corona-Sommer 2021 eine neue Mega-Attraktion: den Jurassic World Velocity Coaster, eine „neue Spezies der Achterbahn“. Kenner der aktuellen Spezies der Achterbahn bei Universal schaudern schon voller Vorfreude.
In den Universal Studios in Orlando gehören die überdimensionalen Transformers zu den vielen Attraktionen.
Ein Besuch in den Universal Parks ist kein Schnäppchen. Um das Angebot in seiner Fülle genießen zu können, sollte man aber dennoch vor Ort übernachten – und einen Tag für die spektakuläre Wasserwelt von Volcano Bay reservieren. Und wer schon Geld ausgibt für diesen lautesten und schrillsten Teil Floridas, der sollte sich gleich eine Express-Eintrittskarte gönnen. Damit lassen sich die teilweise stundenlangen Warteschlangen umgehen.
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Zum AngebotRuhesuchende kommen nach Crystal River
Warteschlangen sind ein Fremdwort in Crystal River, rund 130 Kilometer von Orlando und 120 Kilometer von Tampa entfernt. Überhaupt gibt es null Schnittmengen zur Kunstwelt von Orlando. Wer hierherkommt, ins klassische alte Florida, das mit seinen Örtchen den knorrigen Charme des alten Südens versprüht, der hat absolute Ruhe im Sinn – und die Chance, etwas sehr Berührendes zu erleben: Schwimmen mit den Manatees.
Die Rundschwanzseekühe, auf Deutsch auch Manatis genannt, sind unter den lebenden Tieren dieses Planeten die nächsten Verwandten des Elefanten. Und sie sind die einzigen Säugetiere, die keine Aggression und keine natürlichen Feinde kennen.
Die thermischen Quellen Three Sisters des Crystal River sind das Winterquartier der Manatees.
Fluss und Quellen sind Heimat der Manatees
Crystal River und dessen thermische Quellen Three Sisters sind das Winterquartier der selten gewordenen Tiere. Denn weniger als 24 Grad Celsius vertragen die empfindlichen Küstenbewohner nicht. Und im Winter wird selbst in Florida das Meer kühler. Das kristallklare Wasser rund um die Three Sisters ist das ganze Jahr über warm. So ist aus Crystal River ein Öko-Tourismus-Paradies geworden, das seine Natur strikt schützt. Die Kings Bay ist der einzige Ort in den USA, an dem man mit Manatees in freier Wildbahn interagieren kann. Anbieter, die solche Begegnungen arrangieren, benötigen eine spezielle Lizenz.
Es ist empfindlich kalt und empfindlich früh – kurz vor Sonnenaufgang, als Captain Anthony Altman, Inhaber von Explorida, an Bord bittet. Wir sind zu zweit an Bord, wärmesicher im Neoprenanzug verpackt und gut darüber informiert, was man alles nicht tun sollte beim Treffen mit den stummen Riesen. Es geht hinaus in die Kings Bay.
Die sanften Rundschwanzseekühe überwintern gern im Crystal River.
Nur in ruhigen Paddelbewegungen darf man sich den Manatees nähern, einfacher gesagt als getan in einem Anzug, der stets Auftrieb bietet und bei einer Wassertiefe von etwa 1,5 Metern. Es fühlt sich an, als sei man selbst das 500-Kilo-Tier.
Schwimmen mit den sanften Riesen ist eine einmalige Erfahrung
Doch dann kommen sie plötzlich, Mutter und Kalb, umkreisen dich neugierig, stupsen dich mit ihren Spürhaaren, weil sie kaum sehen, sondern nur tasten können – und geben scheinbar Küsschen. Sanft und trotz ihres Umfanges grazil sind diese friedlichen Grasfresser. Ein absolut einmaliger Moment, rührend und atemberaubend zugleich. Eine stumme Interaktion von Lebewesen, die gleichermaßen neugierig aufeinander zu sein scheinen.
Die Touren sind streng begrenzt, was Anzahl und Teilnehmer anbelangt. Und es wird penibel darauf geachtet, dass sich die geschützten Tiere nicht gestört fühlen.
Schutzgebiete führten zu Vergrößerung der Population
So konnten die Manatees 2017 vom Status „bedroht“ auf „schützenswert“ zurückgestuft werden – auch ein Verdienst von Joyce Palmer und ihrem Kollegen Jim Valade vom U.S. Fish and Wildlife Service. Seit nunmehr 42 Jahren setzt sich der 63-jährige Valade für den Schutz der Manatees ein. „Man braucht beides – Schutzgebiete für die Tiere und Beobachtungsmöglichkeiten für die Touristen. Nur wer die Natur in ihrer Schönheit erfahren darf, kann auch überzeugt werden, dass man sie schützen muss, um sie zu erhalten“, sagt er.
Jim Valade vom U.S. Fish and Wildlife Service setzt sich für den Schutz der Manatees ein.
Als Valade anfing, gab es 700 bis 800 Seekühe an den Küsten Floridas. „Inzwischen hat sich der Bestand verzehnfacht. Allein 700 bis 800 leben hier in der Kings Bay“. Damit das so bleibt, wird der Crystal River streng vor Massentourismus geschützt. Und ist deshalb ein magischer Ort der Stille und Nähe zur Natur – mitten in Florida.
Tipps für deine Reise nach Florida
Anreise: Lufthansa bietet normalerweise Direktflüge von Frankfurt am Main nach Tampa und Orlando in Florida an.
Beste Reisezeit: Reisen nach Florida sind ganzjährig möglich. Im Sommer kann es sehr heiß werden, gleichzeitig ist Regen- und Hurrikansaison. Die Hurrikansaison dauert von Juli bis Oktober, äußert sich aber meistens nur in kurzen, heftigen Regenfällen. Beste Zeit zur Manatee-Beobachtung: November bis April.
Einreise: Normalerweise können Deutsche mit einem noch mindestens sechs Monate gültigen Pass bis zu 90 Tage visafrei in den USA Urlaub machen. Mindestens 72 Stunden vor der Abreise müssen sie online eine Esta-Einreisegenehmigung beantragen. Sie kostet 14 US-Dollar und gilt zwei Jahre.
Attraktionen:Ybor City Historic Walking Tours: Historische Touren durch Ybor City in Tampa sind für Erwachsene für 20 US-Dollar buchbar, Kinder zahlen 10 Dollar.
Explorida ist einer der zertifizierten Anbieter, die das Schwimmen mit Manatees im Crystal River ermöglichen. Eine dreistündige Tour ist für 59 Dollar buchbar.
Die Reise wurde unterstützt von Visit Florida und der Firma Steiff. Über Auswahl und Ausrichtung der Inhalte entscheidet allein die Redaktion.