Bei der Ankunft in Kapstadt begrüßt uns der Kapdoktor. Mit Corona hat das aber nichts zu tun, das Virus spielte zum Zeitpunkt der Reise noch keine Rolle. Kapdoktor nennen die Einwohner den Südostwind, der im Sommer für saubere Luft in der Metropole und auch für das sogenannte Tischtuch, also die Wolkendecke, auf dem Tafelberg sorgt.

Tafelberg bietet Panoramablick

Der Hausberg Kapstadts prägt die Silhouette der Stadt. Man kann ihn zu Fuß oder mit der Seilbahn erklimmen. Wir nehmen die Seilbahn und überwinden die etwa 700 Meter Höhenunterschied in wenigen Minuten. Über das Plateau führen Wanderwege. Infotafeln erklären Flora und Fauna des Bergs, auf dem mehr als 1.400 Pflanzenarten beheimatet sein sollen. Zudem bietet sich ein herrlicher Panoramablick über die Kapregion und den Atlantik.

Mit ein bisschen Glück kann man dem Kapdoktor dabei zuschauen, wie er die Wolken über den Berg schiebt und die weiße Decke über den Tafelrand hinab in die Tiefe stürzt. Das faszinierende Schauspiel wirkt wie ein Wasserfall aus Zuckerwatte.

Bo-Kaap-Viertel ist beliebtes Fotomotiv

Zwischen Tafelberg und Hafen liegt das Bo-Kaap-Viertel, einer der schönsten Stadtteile Kapstadts. In knalligen Farben leuchten die kleinen Häuser, in denen hauptsächlich muslimische Kapmalaien leben. Sie stammten ursprünglich aus den südostasiatischen Kolonien der Holländer, die sie einst als Sklaven ans Kap brachten. Sie sprechen Afrikaans, eine der elf amtlichen Landessprachen Südafrikas.

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Das Bo-Kaap-Viertel in Kapstadt ist bekannt für seine bunten Häuser – wie hier an der Wale Street.

Beim Kochkurs die Kultur näher kennenlernen

Über die grelle Farbigkeit der Häuser gibt es viele Spekulationen. „In Wahrheit malen wir sie bunt an, weil wir es lieben, von Farbe umgeben zu sein“, erzählt Faldela Tolker. Die 53-Jährige wohnt selbst in einem violett gestrichenen Haus. Tolker führt Touristen durch das Bo-Kaap-Viertel und bringt ihnen in Kochkursen die kapmalaiische Küche näher.

Bei einem Kochkurs mit Faldela Tolker kannst du das Bo-Kaap-Viertel in Kapstadt auch kulinarisch kennenlernen.


In ihrer geräumigen Wohnküche kochen wir typische Spezialitäten wie Samosas, Hühnchencurry und backen Roti, ein dünnes Fladenbrot. Dabei kommen löffelweise orientalische Gewürze wie Kurkuma, Kardamom und Kreuzkümmel zum Einsatz. Das Falten der kleinen Teigtaschen (Samosas) erweist sich schwieriger als vermutet, und das Ausrollen des Roti-Teigs verlangt Geduld. Doch das Ergebnis ist köstlich. Der Teig wird zu Fladen ausgebacken und mit dem scharfen Curry gefüllt. Dazu gibt es knusprig frittierte Samosas.

Bei dem Kochkurs mit Faldela Tolker bereitest du knusprige Kostproben der kapmalaiischen Küche zu.


Das Bo-Kaap entwickelt sich immer mehr zum Szeneviertel. Galerien und Läden öffnen. Das lockt Investoren an, die die Grundstückspreise in die Höhe treiben. Reiche Ausländer bieten den Anwohnern große Summen für ihre Häuser, um sie als Ferienhaus zu nutzen oder an Gäste zu vermieten. „Da wird so manch einer schwach und verkauft“, berichtet Tolker, die trotz der zunehmenden Gentrifizierung fest entschlossen ist, im Bo-Kaap zu bleiben.

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Township am besten mit Guide besuchen

Ein ganz anderes Bild als das farbenfrohe Bo-Kaap bieten die Townships. Während der Apartheid zwang die damalige rassistische Regierung die Menschen mit nicht weißer Hautfarbe sich ethnisch getrennt in diesen einfachen Siedlungen niederzulassen, in denen noch heute Millionen von Südafrikanern unter teilweise prekären Bedingungen leben. Einige Townships kann man besuchen, manche sogar abends zu Hauskonzerten. Allerdings sollte man das nicht auf eigene Faust tun, sondern eine geführte Tour buchen.

Nothi Gigaba führt Touristen sicher und mit vielen privaten Begegnungen durch das Township Langa in Kapstadt.


Wir besuchen das älteste Township Kapstadts, Langa, das bereits lange vor dem Apartheidssystem im Jahr 1927 für die schwarzen Hafenarbeiter errichtet wurde. Bevor wir uns auf den Weg machen, wird uns geraten, keine Wertgegenstände mitzuführen. Tourguide Nothi Gigaba versichert uns aber, dass bei ihm noch niemand zu Schaden gekommen sei. Der Südafrikaner kennt das etwa 80.000 Einwohner zählende Langa wie seine Westentasche, denn er ist hier zu Hause. Wir sind die einzigen Touristen und ziehen schon wegen unserer hellen Hautfarbe alle Blicke auf uns.

Graue Baracken mit Wellblechdächern bestimmen zunächst das Straßenbild. Die einstöckigen Gebäude dienen als Unterkunft oder Laden. Dort und in alten Containern wohnen die Neuankömmlinge. Gigaba klopft an die Tür eines Wohncontainers, ein kleiner Junge öffnet. Ein großes Bett, das den Raum fast vollständig ausfüllt, dominiert die Behausung. An der Wand steht ein Regal mit den wenigen Habseligkeiten der Familie. „Vier Menschen leben in diesem Container. Sie warten auf eine Sozialwohnung“, erklärt unser Guide. Doch bis sie eine bekommen, können noch viele Jahre vergehen. „Im Schnitt warten die Bewohner zehn Jahre auf die Zuweisung einer Wohnung“, sagt Gigaba.

Sozialer Wohnungsbau: Familien warten oft viele Jahre auf die Zuweisung einer Sozialwohnung in einem der Wohnblöcke im Township Langa. In einer Zweizimmerwohnung leben bis zu zehn Menschen. Die Wohnungen verfügen über Bad und Küche. Sie sind an das Strom- und Wassernetz angeschlossen.


Wir besuchen auch eine Familie, die es bereits geschafft hat, in einem der zweigeschossigen Blöcke unterzukommen. Zwei Zimmer, Küche, Bad seien für bis zu zehn Personen vorgesehen. Wäsche baumelt auf den Balkonen, Satellitenschüsseln pflastern die Fassaden und ein paar Bäume säumen die Straße. Das ist zwar nicht zu vergleichen mit deutschen Standards, aber elend ist es auch nicht.

Es ist nicht wichtig, was du hast, sondern wer du bist.

Nothi Gigaba, Tourguide

Der Zusammenhalt wird hier großgeschrieben. „Wir leben in einer Gemeinschaft“, erklärt Gigaba den Spirit Langas. „Es ist nicht wichtig, was du hast, sondern wer du bist.“ Die Einwohner Langas arbeiten überwiegend im sogenannten informellen Sektor. Sie halten sich mit Gelegenheitsjobs und Schwarzarbeit über Wasser. Trotz der großen Armut sei Betteln tabu, betont der Guide: „Du musst etwas für dein Geld tun.“

Schlichtes Leben im Township: Kleine Läden und einfache Lokale sichern die Grundversorgung der Einwohner Langas. Darüber hinaus gibt es ein Kulturzentrum, eine Bücherei und Schulen für die Kinder. Öffentlicher Nahverkehr fehlt hingegen völlig.

Situation für Farbige hat sich verbessert

Seit dem Ende der Apartheid hat sich die rechtliche Situation für die farbigen Südafrikaner deutlich verbessert. So werden etwa die Bildungsmöglichkeiten mit staatlichen Stipendien gefördert. Und ein Gesetz zur Bevorzugung farbiger Mitarbeiter hilft, die Jobaussichten zu verbessern. Doch die Maßnahmen brauchen Zeit, um die Lebensbedingungen der Menschen zu verbessern.

Unterschiede sind immer noch groß

Touristen wird es leicht gemacht, die Konflikte in der südafrikanischen Gesellschaft auszublenden. An der Victoria & Alfred Waterfront, dem schicken Ausgehviertel Kapstadts, reiht sich ein edles Restaurant an das andere. In schönen Boutiquen werden Kleidung und Kunsthandwerk verkauft. Dank strenger Überwachung kann man sich ohne Sicherheitsbedenken bis spät abends dort amüsieren.

Pralles Leben an der Victoria & Alfred Waterfront: Rund um den alten Hafen Kapstadts befindet sich das bei Einheimischen wie Touristen beliebte Ausgehviertel. Es bietet den Besuchern viele Geschäfte, Bars und Restaurants, aber auch Kunst, Kultur und Fahrgeschäfte.

Die Villengegenden der vornehmlich weißen Bevölkerung verströmen mediterranes Flair. Doch rund um die Häuser sorgen hohe Mauern mit Elektrodraht und Wachdienste für Sicherheit. Die Kriminalität ist ein Problem, das bei den großen sozialen Unterschieden kaum verwundert.

Die beiden Gesichter Kapstadts könnten unterschiedlicher kaum sein. „Sei glücklich und mach dir keine Gedanken über Dinge, die du nicht ändern kannst“, gibt uns Nothi Gigaba als eine Art Mantra mit auf den Weg. Vielleicht ist diese Haltung eine Möglichkeit, den langsamen Prozess der Annäherung besser zu ertragen. Es gibt auf jeden Fall Hoffnung am Kap, auch wenn es noch ein langer Weg zur Gleichstellung der Bevölkerungsgruppen ist.

Tipps für deine Reise nach Südafrika

Aktuelle Situation:Südafrika ist coronabedingt vom Auswärtigen Amt als Risikogebiet eingestuft. Vor nicht notwendigen, touristischen Reisen wird derzeit gewarnt. Bei Redaktionsschluss galt: Wer dennoch in das Land reisen will, muss bei Ankunft einen negativen Corona-Text vorweisen und die App Covid Alert South Africa auf seinem Mobiltelefon installiert haben.

Anreise:South African Airways fliegt von München und Frankfurt am Main über Johannesburg nach Kapstadt.

Beste Reisezeit: Hochsaison ist von November bis April. Dann ist es meist trocken, sonnig und wärmer als 20 Grad Celsius. Zwischen Juni und August regnet es häufig und die Temperaturen können unter 10 Grad fallen.

Ausflüge: E-Biking und Township-Touren sind zum Beispiel bei Adventure Works buchbar, thematische City-Touren bei Coffeebeans Routes.
Die Bo-Kaap Kochsafari mit Faldela Tolker ist über Cooking with Love buchbar, Telefon: (0027) 7 24 83 40 40.

Veranstalter: Der Kieler Reiseveranstalter Gebeco bietet verschiedene Studien-, Erlebnis-, Wander- und Kleingruppenreisen nach Südafrika an – zum Beispiel eine 13-Tage-Erlebnisreise vom Krügerpark entlang der Gartenroute bis zum Kap der guten Hoffnung, buchbar ab 1.995 Euro inklusive Flug, Übernachtung im Doppelzimmer und Frühstück.

Geld: Offizielles Zahlungsmittel ist der Rand. Alle gängigen Geld- und Kreditkarten werden akzeptiert. Beim Geldumtausch ist der Reisepass vorzulegen.

Die Reise wurde unterstützt von Gebeco, South African Airways und South Africa Tourism. Über Auswahl und Ausrichtung der Inhalte entscheidet allein die Redaktion.