Die gute Nachricht: Es gibt auch in Wien Lost Places. Die schlechte Nachricht: Anders als Städte wie Berlin hat die österreichische Bundeshauptstadt Geld – und so verschwinden Lost Places leider schnell vom Radar. Zum einen werden sie abgerissen, zum anderen stark gesichert, sodass die schönsten Lost Places heute verschwunden oder abgeriegelt sind.

Es gibt aber ein paar vergessene Orte, die man heute noch besichtigen kann. Einer davon ist der Dehnepark im 14. Wiener Gemeindebezirk.

Inmitten einer großen Parklandschaft versteckt sich unter Ästen, Zweigen und Moos eine mystische Villa: die Ruinenvilla, die einst Schauspieler- und Regie-Legende Willi Forst (unter anderem „Wiener Blut“) gehörte, der sich hier ein ganz besonderes Zuhause schuf.

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Lost Places versprühen auf der ganzen Welt ihren Reiz. Auch in der österreichischen Hauptstadt gibt es interessante verlassene Orte zu entdecken.

Forscherteam Wiener Unterwelten

Die Mauern bröckeln. Ziegel liegen im verwilderten Gras, Graffitispuren zieren die verwitterten Wände, das Dach ist ein einziges klaffendes Loch. Auf den dicken Gitterstangen vor dem Gebäude klebt fast schon zärtlich ein rosarotes Herz. In den Mauerritzen wächst üppig Moos. „Das ist das Spannende an Lost Places“, sagt Lukas Arnold, „wenn sich die Natur ihren Platz zurückerobert.“

Lukas Arnold ist einer von drei Lost-Places-Experten in Wien. Er verbringt seine Freizeit am liebsten mit seiner Kamera, um in spannende Unterwelten und in Lost Places einzutauchen und zu dokumentieren, was vergessen scheint. Gemeinsam mit Dr. Marcello La Speranza und Stefan Andert stellt er das „Forscherteam Wiener Unterwelten“.

Die drei haben es sich zur Aufgabe gemacht, die facettenreiche Unterwelt von Wien dokumentarisch festzuhalten, bevor die Abbruchfahrzeuge anrollen oder Keller saniert werden. Oft sei dies aber ein Wettlauf gegen die Zeit, weil die Gebäude schneller verschwinden, als die Forscher dokumentieren können.

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Ruinenvilla in Wien-Penzing

Lost-Places-Touren gibt es in Wien bisher nicht. „Wir machen das alles in unserer Freizeit“, sagt Lukas. Er selbst reist um die Welt, um vergessene Orte zu sehen, aber ist auch viel in seiner Heimat Wien unterwegs, stets mit der Kamera in der Hand.

Und obwohl der Lost-Places-Boom nicht aufhaltbar zu sein scheint, hat die Stadt noch keine Führungen organisiert. Wien-Urlauber können sich aber dennoch ein gutes Bild über Wiens vergessene Orte machen: mit dem Buch „Lost Places in Wien“, das unter der Federführung von Dr. Marcello La Speranza entstand.

Schöne Fotos von Lost Places in Wien gibt es auch in Buchform zu bestaunen.

Einer jener vergessenen Orte ist die mystische Ruinenvilla im 14. Wiener Gemeindebezirk. „Ich wohne in der Nähe und war bereits als Kind hier“, sagt Lukas. „Ich konnte quasi dabei zusehen, wie das Gebäude immer mehr verfiel.“ Die Geschichte der Ruinenvilla ist nicht ganz erforscht. Was man weiß: Das Gebäude wurde bereits als Ruinenvilla errichtet.

Warum, ist indes nicht klar. Ursprünglich war die Ruinenvilla der Landsitz der Fürstin Antonie von Paar, geborene Liechtenstein. Sie kaufte die künstlich errichtete Ruine 1871, zu der auch Teile des umliegenden Dehneparks gehörten.

Als nächster Besitzer gilt Willi Forst. Jahrelang nutzte er das Gelände und baute die Villa neu auf. 1969 zog er sich jedoch zurück und verkaufte alles an die Stadt Wien. 1973 wurde der Park dann der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Respektvolle Lost-Places-Suche

Heute ist die Villa eingezäunt und öffentlich nicht zugänglich. Parkbesucher können aber ohne Probleme auf den Wegen rund um die Villa spazieren gehen und durch das Gitter die Villa bestaunen. „Nur über den Zaun klettern sollte man nicht“, so Lukas. „Bei uns herrscht die einhellige Meinung, dass wir Absperrungen immer einhalten und Gebäude mit Respekt behandeln.“

Die Ruinenvilla ist heute nicht für die Öffentlichkeit zugänglich und nur durch einen Zaun zu betrachten.

So faszinierend Lost Places auch sind: Das Team ist sich einig, dass man immer nach den Regeln spielen muss. Der Wunsch, dass die vergessenen Orte erhalten bleiben, ist aber groß. „Oft wurde schon versucht, die Ruinenvilla zu retten. Es wäre schön, wenn sie erhalten bliebe oder ein neues Leben eingehaucht bekomme“, meint Lukas.