Inspiration und Tipps für Lost-Places-Fotografen
Ob nun mit Modell oder ohne, immer öfter sehen wir Fotos, die an oder in Lost Places aufgenommen wurden. Der reisereporter hat deshalb einige Tipps für Hobby-Fotografen zusammengefasst.
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Der Reiz des Morbiden, Maroden oder einfach die Schönheit des Verfalls inspirieren viele Fotografen zu Fotosessions an solchen verlassenen Orten. Manch einer, der vorher nichts mit Fotografie zu tun hatte, ist nach dem Besuch eines solchen Lost Places von der Muse geküsst und hat nur deswegen angefangen, sich mit Fotografie zu beschäftigen.
Es ist eben ein ganz besonderer Reiz, solche Lost Places zu finden und diese im besten Fall sogar als Erster ablichten zu können. Eine ständige Jagd, die den Entdecker-Geist weckt. Deshalb haben wir hier nun einige Tipps zusammengefasst für alle, die in diesem Bereich der Fotografie noch neu sind oder sich inspiriert fühlen.
Das richtige Objektiv – weitwinkelig und lichtstark
Wenn innerhalb von Gebäuden fotografiert werden soll, muss unterschieden werden, was genau auf das Bild soll. Möchte man den ganzen Raum in einer Totalen ablichten, sollte zu einem lichtstarken Weitwinkel-Objektiv gegriffen werden. Alles bis zu einer Lichtstärke von f2.8 ist brauchbar. Objektive die darüber liegen, wie beispielsweise Kitobjektive mit f3.5 oder f5.6 sind eher schwierig, da dann oftmals zusätzliche Lichtquellen ergänzt werden müssen, welche die natürliche Licht-Stimmung des Raumes stören können.
Zudem sollte das Objektiv weitwinkelig sein, eine Brennweite von 10 bis 30 Millimeter bietet sich hier an. Eine geringere Brennweite sollte nicht benutzt werden, denn sonst erhält man den sogenannten Fish-Eye-Effekt, den man von Effekt-Objektiven oder von Action-Kameras wie der „GoPro“ kennt. Dieser Stil würde wahrscheinlich nicht zum Setting passen, aber auch hier kommt es natürlich darauf an, was man erreichen möchte. Erlaubt ist natürlich erst mal alles.
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Es empfiehlt sich, bei den Objektiven zu solchen zu greifen, die keinen Zoom besitzen. Also Festbrennweiten und keine Zoomobjektive. Das klingt im ersten Moment komisch, hat aber einen bestimmten Grund: Zoomobjektive verzerren oftmals am Bildrand, und gerade wenn es nicht die teuersten Zoomobjektive sind, kann es zu Abweichungen zwischen den Linsen innerhalb des Objektivs kommen.
Besser ist es, Festbrennweiten zu benutzen, bei denen die Linse fest sitzt. Damit kann zwar nur eine Brennweite genutzt werden, der Fotograf muss sich also selbst zu den Objekten bewegen, wenn er sie näher heranholen möchte, anstatt einfach zu zoomen, doch dafür sind Festbrennweiten nicht so störungsanfällig, liefern ein verzerrungsfreies Bild und sind zudem noch um einiges lichtstärker als die meisten Zoom-Objektive. Gerade im günstigeren Bereich finden sich hier Festbrennweiten zwischen 120 und 350 Euro mit Lichtstärken zwischen f1.5, f1.8 und f2.8.
Faszination Lost Places - Available Light schafft Atmosphäre
Bei den Locations gibt es natürlich die verschiedensten Kombinationen, und die Anforderungen an Objektive sind so vielfältig, wie es die Lost Places selbst sind. Daher hier eine kleine Übersicht:
- Ganzer Raum: Weitwinkel – Brennweite etwa 10 bis 30 Millimeter
- Detailaufnahmen: Porträtlinsen – Brennweite etwa 35 bis 50 Millimeter
- Möglichst Festbrennweiten nutzen, da sie lichtstark sind
- Lichtstärke in Räumen nicht dunkler als f2.8
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Available Light und die richtige Uhrzeit
Generell muss unterschieden werden, um was für eine Art Location es sich handelt. In einer alten, verlassenen Villa gibt es eine einladende Empfangshalle mit großen Fenstern und Zimmer, die wiederum nicht sehr geräumig sind.
Bei solchen Gebäuden empfiehlt es sich, entweder morgens nach Sonnenaufgang zu fotografieren oder abends vor Sonnenuntergang. Da die Sonne nicht zu hoch steht und in einem bestimmten Winkel eintritt, flutet das Licht die großen Fenster und sorgt für eine ganz spezielle Stimmung, die gut zur Atmosphäre des Gebäudes passt.
Faszination Lost Places - Tageslicht durchströmt einen alten Flur
In solchen Settings bietet es sich wunderbar an, das vorhandene Tageslicht zu nutzen; diese Technik nennt sich „Available Light“. Auf zusätzliche Beleuchtungsmittel wie Blitze oder Softboxen wird dabei weitestgehend verzichtet.
Sollte es in dem betreffenden Raum Ecken geben, die nicht genug Licht abbekommen, kann hier natürlich zusätzlich mit Blitz und Diffusor ausgeleuchtet werden. Es kann auch eine längere Belichtungszeit genutzt werden, um mehr Licht einzufangen. In dem Fall sollten aber dringend Stativ und Fernauslösung benutzt werden, um das Bild nicht zu verwackeln.
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Zum exklusiven GutscheinLichtsetzung und Belichtungszeit – Stativ ist Pflicht
Hier gibt es die verschiedensten Möglichkeiten. Am authentischsten wirkt ein Lost-Place-Foto, wenn mit Available Light gearbeitet wird. Natürlich kommt es stark darauf an, welche Atmosphäre der Fotograf erreichen möchte.
Manche Locations erfordern auch zusätzliche Beleuchtung, weil sie schlicht zu dunkel sind oder weil sie gut mit indirekter Beleuchtung von hinten harmonieren wie beispielsweise bei der „Low Key“-Technik, weil sie die Bilder noch düsterer und mystischer macht.
In dem Fall kann dann beispielsweise mit entfesselten Blitzen gearbeitet werden. Diese sollten dann aber in einer Softbox oder einem Diffusor stecken, um hartes Licht zu vermeiden. Dauerlicht in Softboxen ist auch eine Möglichkeit. Hier sollte aber darauf geachtet werden, dass die Tageslichtlampen batteriebetrieben sind, denn an Lost Places sind eher keine funktionsfähigen Steckdosen zu finden.
Eine weitere Möglichkeit bietet die Belichtungszeit der Kamera. Im Normalfall wird mit kürzeren Belichtungszeiten um die 1/100 Sekunde gearbeitet, um Verwacklungen des Bildes zu vermeiden. Wird ein Stativ benutzt, können aber auch längere Belichtungszeiten von 1/30 Sekunde oder sogar bis zu einer Sekunde genutzt werden. Je länger die Belichtungszeit, umso mehr Licht landet auf dem Sensor und umso weniger muss mit zusätzlichen Lichtquellen gearbeitet werden.
Das gilt natürlich nur bei Motiven, die sich nicht bewegen, ist also eher für den Innenbereich gedacht. Denn draußen in der Natur bewegt sich immer etwas im Wind und führt dann zu unscharfen und verwackelten Blättern oder Ästen. Im besten Fall wird zusätzlich zu einem Stativ auch noch der Fernauslöser der Kamera benutzt, um bei längeren Belichtungszeiten Verwacklungen beim Betätigen des Auslösers zu vermeiden.
Hier gibt es für die meisten Kameras günstige Fernauslöser zu kaufen. Alternativ kann dazu auch der Selbstauslöser der Kamera genutzt werden, der auf zwei oder fünf Sekunden gestellt wird. So haben Fotografen ausreichend Zeit, die Hand von der Kamera zu entfernen, nachdem der Auslöser betätigt worden ist.
Faszination Lost Places - HDR-Aufnahmen sorgen für gleichmäßig belichtete Bilder
HDR-Aufnahmen: Trick 17 und künstlerischer Anspruch
Auch eine gute und interessante Möglichkeit, die auch einen künstlerischen Anspruch haben kann, ist die HDR-Aufnahme. Bei dieser Technik nimmt die Kamera drei Bilder in Reihe auf – ein unterbelichtetes, ein überbelichtetes und ein perfekt belichtetes. Diese werden in einem bestimmten Verhältnis übereinandergelegt und so erhältst du ein perfekt belichtetes Foto, auf dem helle Flächen nicht ausgebrannt und dunkle Flächen immer noch gut ausgeleuchtet sind.
Viele Kameras haben diese Funktion bereits eingebaut und erstellen HDR-Aufnahmen automatisch. Mit den gängigen Fotobearbeitungs-Programmen kann das aber auch relativ einfach manuell am Computer selbst gemacht werden. Bei der manuellen Bearbeitung am PC kann dann auch noch Einfluss auf das Verhältnis zwischen den verschiedenen Bildern genommen werden, so können interessante Ergebnisse erzielt werden.
Bei dieser Technik ist ein Stativ allerdings Pflicht, denn die unterschiedlich belichteten Bilder müssen exakt gleich ausgerichtet und dürfen nicht verwackelt sein.
Es empfiehlt sich in jedem Fall, auf zusätzliche Lichtquellen zu verzichten, um das Ambiente der Location nicht zu verkünstlichen. Es sei denn, es ist der Wunsch des Fotografen, genau das zu erreichen.
Abschließend hier noch eine kleine Lost-Places-Checkliste fürs Fotografieren, bevor es losgehen kann:
- Kamera-Rucksack statt Tasche, um sich besser festhalten zu können
- Stativ mitnehmen – stabil, aber nicht zu schwer, um beweglich zu bleiben
- Monkey-Pod (flexibles Dreibein-Stativ, das überall befestigt werden kann)
- Fernauslöser
- Blitz mit Diffusor (am besten entfesselt nutzen mit Extra-Stativ)
- Stabiles Schuhwerk
- Nie allein gehen
- Einer außenstehenden Person die Koordinaten nennen und eine „Safe Time“ ausmachen
- Smartphone-Akku aufladen
- Kamera-Akkus aufladen
- Ersatz-SD-Karte einpacken
- Verschiedene Objektive mitnehmen